„Rojava ist eine echte Revolution“
Tekoşer Lewend nahm als Internationalist aus Spanien an der I. Internationalistischen Konferenz von Rojava teil. Lewend erklärt: „Die Revolution ist möglich, wir können gemeinsam eine neue Welt erreichen.“
Tekoşer Lewend nahm als Internationalist aus Spanien an der I. Internationalistischen Konferenz von Rojava teil. Lewend erklärt: „Die Revolution ist möglich, wir können gemeinsam eine neue Welt erreichen.“
Vor wenigen Tagen endete die I. Internationalistische Konferenz von Rojava. Internationalist:innen aus verschiedenen Strukturen in Rojava kamen zusammen, um über Geschichte und Perspektiven des Internationalismus zu diskutieren und Bilanz zu ziehen. Im ANF-Interview äußert sich der aus Kastilien stammende Internationalist Tekoşer Lewend über die Bedeutung der Konferenz.
Warum war diese Konferenz, die ja ein Novum darstellt, wichtig?
Diese Konferenz war eine sehr wichtige Erfahrung und für uns alle von historischer Bedeutung. Es kamen alle Strukturen hier zusammen und haben viele Fragen diskutiert. Wir konnten über die Probleme in unseren Ländern reden, über die Probleme, die wir hier haben, über unsere Zweifel in Bezug auf unsere Rolle hier oder die wir haben werden, wenn wir in unsere Länder zurückkehren. Die Konferenz war eine sehr bereichernde Erfahrung. Sie war eine großartige Gelegenheit. Es war schön, unsere Genoss:innen von überall auf der Welt kennenzulernen. Gut, es ist vielleicht problematisch, wenn ich jetzt im Namen der ganzen Konferenz spreche, aber ich denke, sie hat ein sehr positives Resultat. Die Revolution hat viele Verbesserungen mit sich gebracht. Natürlich bleibt noch viel zu tun, und das sollte für uns der Antrieb sein, gemeinsam in die gleiche Richtung zu arbeiten. Es war besonders schön zu sehen, dass wir für das gleiche Ziel kämpfen. Auf der Konferenz wurden Entscheidungen getroffen, um die Organisierung der Internationalen hier zu erleichtern.
Wie wurde der Einfluss der Revolution von Rojava auf den internationalen Kampf bewertet?
Die Rojava-Revolution hatte einen großen Einfluss auf alle internationalen Kämpfe. Es gibt ein vor und ein nach der Revolution. Der Internationalismus war vorher an keinem so guten Punkt. Ihr Beitrag für eine Entwicklung, die mit der Befreiung von Kobanê begann und alle Identitäten anspricht, ist unbestreitbar. Das können wir auch daran sehen, dass die zapatistischen Genoss:innen vor einem Jahr nach Europa gekommen sind. Diejenigen, die die Rojava-Revolution erlebt haben, teilen ihre Erfahrungen, wenn sie in ihr Land zurückkehren, und das trägt Früchte.
Tatsächlich kommen wir mit verschiedenen Ideologien nach Rojava. Wir lernen zusammenzuleben, zu reden und Erfahrungen auszutauschen. Wir setzen uns mit uns selbst auseinander und lernen uns selbstkritisch zu betrachten und unsere eigenen Methoden zu entwickeln und auszutauschen. Diese Einheit ist wichtig und wertvoll. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, sich selbst dem zu widmen, alles aufzugeben und in die Revolution einzubringen. Das gehört zu dem, was wir in Rojava gelernt haben.
Welche Rolle spielt der Internationalismus in Rojava?
Ich denke, der Internationalismus spielt eine Rolle bei der Verteidigung der Revolution. Dabei geht es nicht nur um die möglicherweise am deutlichsten sichtbare physische Verteidigung, sondern auch um die Verbreitung der Ideen in unseren Herkunftsregionen, die diplomatische Arbeit. Ein Beispiel dafür ist die Anerkennung von Rojava durch Katalonien.
Internationalismus bedeutet lernen und teilen. Wenn wir nicht bereit sind, von anderen Kulturen, anderen Methoden und anderen Werten zu lernen, werden wir immer wieder die gleichen Fehler wiederholen. Für mich ist es daher vollkommen klar, dass man von den verschiedenen Orten, an denen die Revolution stattfindet, lernen muss, dort hingehen muss, um unsere eigene Arbeit, unsere eigenen Kollektive weiterentwickeln zu können. Ich bin ja noch nicht lange hier, aber ich habe in den Tagen der Konferenz erlebt, wie ein Gefühl der Gemeinsamkeit entstanden ist.
Ich denke außerdem, dass die Frauen eine Avantgarderolle in der Revolution spielen. Ich denke, die Männer müssen sich sehr stark mit sich selbst auseinandersetzen. Wir dürfen nicht darauf warten, dass uns unsere Genossinnen befreien, sondern wir müssen uns selbst befreien. Es ist unsere Arbeit, ihnen in diesem Kampf zu folgen.
Was waren aus Ihrer Perspektive die wichtigsten Entscheidungen?
Für mich waren insbesondere die Entscheidungen zur Erleichterung der internationalistischen Organisierung hier wichtig. Hier Projekte zu entwickeln, die Auswirkungen in unseren Herkunftsregionen haben und uns erlauben, mehr Protagonist in der Revolution zu werden.
Haben Sie etwas, dass Sie der internationalen Öffentlichkeit in Bezug auf die Revolution in Rojava mitteilen möchten?
Ich muss sagen, dass Rojava kein Traum, sondern Realität ist, dass die Revolution möglich ist und dass wir gemeinsam eine neue Welt erreichen können. Ich denke, wir können von Rojava die Wege und Methoden dafür lernen. Aber ich glaube auch, dass es auf der ganzen Welt eine revolutionäre Strömung gibt, die sich gerade entwickelt. Ich denke, es ist unsere historische Verantwortung, den historischen Moment zu begreifen und dementsprechend zu handeln.