Brandanschlag in Camp Hol
Im nordsyrischen Camp Hol ist ein Brandanschlag auf das Flüchtlingszelt einer mutmaßlichen IS-Abtrünnigen verübt worden. Die Indonesierin und ihr Sohn waren zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in ihrer Unterkunft.
Im nordsyrischen Camp Hol ist ein Brandanschlag auf das Flüchtlingszelt einer mutmaßlichen IS-Abtrünnigen verübt worden. Die Indonesierin und ihr Sohn waren zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in ihrer Unterkunft.
Im Camp Hol (al-Haul) in Nordostsyrien ist ein Brandanschlag auf die Unterkunft einer mutmaßlichen IS-Abtrünnigen verübt worden. Das Zelt, in dem eine Indonesierin zusammen mit ihrem Sohn lebte, wurde von außen mit Brandbeschleunigern entzündet und brannte vollständig ab. Die Frau und das Kind überlebten, da sie sich zum Zeitpunkt des Anschlags wo anders aufhielten.
Sicherheitskräfte in dem Camp, das etwa 40 Kilometer östlich von Hesekê im syrisch-irakischen Grenzgebiet liegt, vermuten weilbliche Scharia-Wächterinnen der Hisba hinter dem Anschlag. Die betroffene Frau soll gegenüber Medien geäußert haben, ihre Reise in das ehemalige Herrschaftsgebiet der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu bereuen und nach Indonesien zurückkehren zu wollen. Daraufhin sei sie ins Visier der IS-Dschihadistinnen geraten.
Was ist die Hisba?
Die Hisba ist im Islam eine religiöse Institution unter der Autorität des Staates für die Wahrung der Ordnung der Scharia. Sie ist zuständig für die Kontrolle des öffentlichen Raums und die Aufsicht über die Märkte. Nach muslimischem Glauben ist die Hisba die Pflicht, „das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten“.
Scharia-Wächterinnen kontrollieren Muhadschirat-Bereich
Das Hol-Camp besteht aus sieben Bereichen. In den Bereichen eins, zwei und drei befinden sich Menschen aus Mosul, die 2014 vor dem IS geflohen sind. Im Bereich vier sind syrische Binnenflüchtlinge untergebracht. In den übrigen Bereichen fünf, sechs und sieben werden IS-Dschihadisten und im Bereich „Muhadschirat“ (deutsch: Auswanderer) die Familien der ausländischen Dschihadisten festgehalten. Hier ereignete sich auch der aktuelle Brandanschlag. Die dort untergebrachten IS-Frauen versuchen ihre Weltanschauung durchzusetzen. Sie organisieren sich heimlich und zwingen andere Frauen, die sich vom Gedankengut des IS lossagen wollen, an Schulungen teilzunehmen. Immer wieder kommt es in dem Bereich, aber auch anderen Sektoren des Lagers, zu Gewaltvorfällen. Erst vor einer Woche wurde die Leiche einer zu Tode gefolterten Frau gefunden. Am selben Tag wurden eine türkische Staatsbürgerin und ihre beiden Kinder bei einem Brandanschlag auf ihr Zelt lebensgefährlich verletzt.
Camp Hol
Aktuell sind im Hol-Camp noch etwa 66.000 Menschen untergebracht. Die Zeltstadt wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS im vergangenen März wird es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.
Nach Angaben des Rojava Information Centers (RIC) haben mehr als 4.000 syrische Staatsbürger*innen und 1.430 ausländische Bewohner*innen Camp Hol seit Juni verlassen. Unter ihnen befanden sich unter anderem 25 Personen, darunter sieben dringend verdächtige IS-Dschihadisten, die Bosnien-Herzegowina zurücknahm, und mehr als hundert Personen mit kosovarischer Staatsbürgerschaft. Die Bundesregierung holte im August vier Kinder von deutschen IS-Anhängern nach Deutschland zurück.