Weiterer Mord an Frau im Camp Hol
Im nordsyrischen Camp Hol untergebrachte Frauen des sogenannten Islamischen Staats haben offenbar einen weiteren Mord begangen. Eine bisher unbekannte zu Tode gefolterte Frau wurde im Camp aufgefunden.
Im nordsyrischen Camp Hol untergebrachte Frauen des sogenannten Islamischen Staats haben offenbar einen weiteren Mord begangen. Eine bisher unbekannte zu Tode gefolterte Frau wurde im Camp aufgefunden.
Im Camp Hol östlich der nordsyrischen Stadt Hesekê sind etwa 74.000 Menschen untergebracht. Unter ihnen befinden sich zehntausende Familienangehörige von IS-Dschihadisten. Die Sicherheitslage ist prekär und geriet im Trakt der IS-Frauen mit den türkischen Angriffen auf Nordsyrien weitgehend außer Kontrolle.
IS-Terroristinnen üben in Teilen des Camps eine Schreckensherrschaft aus. Sie gehen mit Folter, Schlägen und Morden gegen Frauen und Kinder vor, die sich nicht an die Regeln des „Islamischen Staat" (IS) halten. Nun wurde im Bereich, in dem die IS-Frauen untergebracht sind, erneut eine Frauenleiche gefunden. Ihr Kopf und Körper war übersät mit Schlag- und Folterspuren. Der Leichnam der Unbekannten wurde zur Autopsie ins Volkskrankenhaus von Hesekê gebracht.
„Kleiner IS-Staat“ im Camp Hol
Vor einem „kleinen IS-Staat“ im Camp Hol wird schon länger gewarnt. Erst vor kurzem entdeckten Mitarbeiter*innen der Campleitung die Leichen eines irakischen Ehepaares. Auch hier gehen die Behörden von einem religiös motivierten Gewaltverbrechen aus. Die weiblichen IS-Mitglieder stellen eine große Gefahr dar. Die Dschihadistinnen haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Frauen aus dem Camp für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen die IS-Anhängerinnen, ihre tyrannische Herrschaft im Lager aufrechtzuerhalten. Dabei schrecken sie auch nicht vor Konfrontationen mit den Sicherheitskräften zurück. Im September war es im Camp-Hol zu einem fünfzehnminütigen Schusswechsel gekommen, als weibliche IS-Mitglieder das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffneten.
Was ist die Hisba?
Die Hisba ist im Islam eine religiöse Institution unter der Autorität des Staates für die Wahrung der Ordnung der Scharia. Sie ist zuständig für die Kontrolle des öffentlichen Raums und die Aufsicht über die Märkte. Nach muslimischem Glauben ist die Hisba die Pflicht, „das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten“.
Camp Hol
Das Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS im vergangenen März wird es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.
In Camp Hol sind derzeit rund 74.000 Menschen untergebracht. Bei 30.000 handelt es sich um irakische Schutzsuchende, etwa 26.000 Bewohner*innen haben die syrische Staatsbürgerschaft. Weitere 18.000 Menschen befinden sich im sogenannten „Ausländertrakt”, knapp 11.000 von ihnen sind Frauen.Die Zahl der Kinder in dem Lager beläuft sich derzeit auf 7.139.