Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) hat sich zu der türkischen Angriffswelle auf ihre Gebiete geäußert. Die Türkei kündigt seit längerer Zeit eine weitere Invasion in Nordsyrien an und hat ihre ununterbrochenen Angriffe auf die Autonomieregion nach dem Astana-Gipfel in Teheran am 19. Juli gesteigert. Seit dem Treffen zwischen Putin und Erdogan am 6. August in Sotschi eskalieren die Drohnen- und Artillerieangriffe vor allem in den Gebieten östlich der seit 2019 besetzten Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain). Erdogan hat am Montag angekündigt, die Besatzungszone entlang der türkischen Grenze zu „vervollständigen“. Aus den aktuellen Entwicklungen lässt sich schließen, dass weder Russland noch die USA grünes Licht für eine Besatzungsoperation gegeben haben. Das geht auch aus den nach den Gipfeltreffen in Teheran und Sotschi abgegebenen Erklärungen hervor, in denen von einer „politischen Lösung für Syrien“ die Rede war. Offenbar haben die in Syrien präsenten Großmächte jedoch in die permanente Bombardierung der Autonomieregion durch Drohnen und Artillerie eingewilligt. Gleichzeitig zeichnet sich eine Annäherung zwischen der türkischen und syrischen Regierung ab.
AANES: Ganz Syrien wird von der Türkei bedroht
Vor diesem Hintergrund warnt die AANES vor den Folgen für ganz Syrien und kündigt Widerstand an. „Die Bevölkerung Nord- und Ostsyriens wird die Region, ihre Institutionen und Errungenschaften mit ganzer Kraft verteidigen“, heißt es in einer am Dienstagabend veröffentlichten Stellungnahme. Die AANES weist darauf hin, dass Gespräche stattgefunden haben, in denen eine militärische Lösung für Syrien abgelehnt wurde. Danach sei jedoch das Gegenteil eingetreten und das Autonomiegebiet massiv von der Türkei angegriffen worden. „Mit bewaffneten Drohnen werden bewohnte Gebiete angegriffen, Menschen aus der Zivilbevölkerung kommen dabei ums Leben und die Infrastruktur wird zerstört. Zu diesen Angriffen herrscht internationales Schweigen, insbesondere von den Garantiemächten für das Waffenstillstandsabkommen von 2019, die sich gegen eine militärische Eskalation durch die Türkei ausgesprochen haben. In der Region herrscht große Anspannung, Sicherheit und Stabilität sind beeinträchtigt“, so die AANES.
In der Erklärung wird auf die Drohnen- und Artillerieangriffe am Dienstag hingewiesen, bei denen mindestens fünf Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden, darunter auch Kinder: „Die türkischen Drohnenangriffe sind Teil des Krieges gegen uns und ganz Syrien. Dass Russland, die Globale Koalition gegen den IS und die anderen in Syrien aktiven Mächte dazu schweigen, stärkt die Annahme, dass es geheime Absprachen gibt und der Konflikt weiter eskalieren wird.
Wir rufen alle involvierten Parteien dringend zur Intervention auf. Die Angriffe der Türkei müssen gestoppt werden, sie bedrohen ganz Syrien. Die Türkei will mit ihren Angriffen ihre Besatzungszone erweitern und leistet damit große Unterstützung für den IS.“