4.300 Tote in Syrien im vergangenen Jahr

Im Syrien-Krieg sind im vergangenen Jahr über 4.300 Menschen getötet worden, darunter mehr als 1.800 Zivilpersonen. Bei rund einem Drittel der zivilen Opfer handelte es sich um Frauen und Kinder.

Im Syrien-Krieg hat es im vergangenen Jahr erneut tausende Todesopfer gegeben. Nach Erkenntnissen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London wurden mehr als 4.300 Menschen getötet, unter ihnen mehr als 1.800 Zivilpersonen. Bei rund einem Drittel der zivilen Todesopfer handelte es sich demnach um Frauen und Kinder.

Verstörend sind nicht nur die Zahlen, sondern auch unter welchen Umständen die Menschen starben. Entweder wurden sie von syrischen Regierungstruppen, Regime-Milizen, Terrororganisationen wie dem IS („Islamischer Staat“) oder der türkischen Armee ermordet, etwa durch Bombardierungen und Schüsse, oder durch Explosionen von Sprengsätzen, bei gezielten Anschlägen oder Kämpfen unter verschiedenen Dschihadistenmilizen. Unter den Getöteten des vergangenen Jahres seien auch etwa 900 Soldaten des Assad-Regimes, etwa hundert IS-Dschihadisten, mehr als 400 Milizionäre anderer islamistischer Gruppierungen, die in westlichen Medien als „Rebellen“ verharmlost werden, sowie knapp 250 pro-iranische Söldner.

2011 begann mit Protesten gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad der Konflikt in Syrien. Nachdem diese gewaltsam niedergeschlagen wurden, brach ein blutiger Bürgerkrieg aus, der sich zu einem Stellvertreterkrieg wandelte und bis heute andauert. In den Syrien-Krieg sind mehrere Drittstaaten involviert, die militärische oder politische Interessen in dem Land haben. Der wichtigste internationale Unterstützer des Assad-Regimes ist Russland: Mithilfe der russischen Armee eroberte Assad in den vergangenen Jahren zahlreiche Gebiete von Dschihadistenmilizen zurück. Der syrische Luftraum wird de facto von Russland kontrolliert.    

Ebenfalls an der Seite des Assad-Regimes steht die Mullah-Führung Irans. Pro-iranische Milizen wie die schiitische Hisbollah spielten in dem Krieg bereits früh eine Rolle. Seit 2014 befinden sich auch die iranischen Revolutionsgarden in dem Land. Die wohl wichtigste Aggressorin in Syrien ist neben Russland die Türkei. Im selbstverwalteten Norden und Nordwesten des Landes hat sie in den vergangenen Jahren mehrere Angriffskriege gegen die hauptsächlich kurdische Bevölkerung geführt und weite Teile der Region völkerrechtswidrig besetzt, darunter Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen von 2022 wurden im Syrien-Krieg bisher mehr als 300.000 Zivilist:innen getötet. Die Beobachtungsstelle berichtete im vergangenen März von insgesamt mehr als 600.000 Todesopfern. Weitere 13 Millionen sind entweder aus dem Land geflohen oder wurden innerhalb der Landesgrenzen vertrieben. Über 130.000 Menschen gelten zudem als vermisst. Das ungeklärte Schicksal der Verschwundenen ist eine der größten Tragödien des Syrienkrieges.