Xwebûn-Redakteurin Nafiye Bal in Amed festgenommen
Die Journalistin Nafiye Bal ist in Amed festgenommen worden. Was der Redakteurin der kurdischsprachigen Wochenzeitung „Xwebûn“ vorgeworfen wird, ist unklar.
Die Journalistin Nafiye Bal ist in Amed festgenommen worden. Was der Redakteurin der kurdischsprachigen Wochenzeitung „Xwebûn“ vorgeworfen wird, ist unklar.
Die kurdische Journalistin Nafiye Bal ist in Amed (tr. Diyarbakır) festgenommen worden. Wie die kurdischsprachige Zeitung „Xwebûn“, für die Bal als Redakteurin arbeitet, berichtet, fand die Festnahme am Montag im Rahmen einer Razzia in der Wohnung der Journalistin statt. Bal wurde ohne Angaben von Gründen auf das Polizeipräsidium Diyarbakır gebracht und soll noch im Laufe des Tages als Beschuldigte vor Gericht vernommen werden. Was ihr vorgeworfen wird, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar. Ihre Zeitung vermutet, dass es um die üblichen Terrorverdächtigungen geht.
Mit dem Titel „Xwebûn“, was so viel wie Selbstsein bedeutet, bringt eine Gruppe Journalist:innen, Autor:innen und Sprachpfleger:innen seit Dezember 2019 eine neue überregionale kurdische Zeitung heraus. Das wöchentlich im Zeitungsformat in den kurdischen Dialekten Kurmancî und Kirmanckî (Zazakî) erscheinende Blatt hat einen Umfang von zwölf Seiten. An dem Projekt sind Mitwirkende aus allen Teilen Kurdistans, aber auch aus Kasachstan, Armenien, dem Libanon und aus europäischen Ländern beteiligt. Ihr Anliegen ist es, sich für den Erhalt und die Vielfalt der kurdischen Sprache, ihre Literatur und Geschichte stark zu machen.
Nafiye Bal | Foto: privat
Das dürfte auch der Grund sein, warum sich „Xwebûn“ und ihre Belegschaft im permanenten Fokus der türkischen Repressionsbehörden befinden. Mehrmals wurde die Webpräsenz der Zeitung auf Betreiben der Behörde für Informationstechnologie- und Kommunikation (BTK) bereits wegen angeblichen Verstößen gegen das Gesetz Nummer 5651 für Internetüberwachung gesperrt, auch sind ganze Ausgaben von der Polizei beschlagnahmt worden. Darüber hinaus sind zahlreiche Angestellte der Zeitung, darunter Korrespondent:innen und Redakteur:innen, aber auch der Konzessionär mit politisch motivierten „Terror“-Verfahren überzogen worden. Einige von ihnen saßen aufgrund bereits abgeschlossener und weiter anhängiger Prozesse bereits mehrere Monate im Gefängnis.
Festnahmen in Istanbul und Tekirdağ
Weitere Festnahmen hatte es früher am Tag in Istanbul und Tekirdağ gegeben. Dort traf es Lokalpolitiker und Aktivisten der Parteien HDP und DBP. Der türkische Staat vollzieht offenbar eine neue Drehung an der Repressionsschraube gegen die kurdisch-demokratische Opposition und ihre Zivilgesellschaft. In Anwaltskreisen wird eine neue „Terror“-Operation befürchtet.