Fahndung nach kurdischer Journalistin
Mehrere Parteien und Journalistenverbände in der Türkei haben für Pressefreiheit demonstriert und sich mit der zur Fahndung ausgeschriebenen kurdischen Journalistin Rabia Önver solidarisiert. Die Korrespondentin der feministischen Nachrichtenagentur JinNews ist aufgrund ihrer Recherchen zu staatlich geförderter Prostitution und Drogenhandel in der kurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) ins Fadenkreuz der türkischen Justiz geraten.
Rabia Önver arbeitet als Korrespondentin für die von Frauen betriebene Nachrichtenagentur JinNews und hat die Ergebnisse ihrer Recherchen über staatlich geschützte kriminelle Netzwerke in einem dreiteiligen Bericht unter dem Titel „
Spezialkrieg in Colemêrg“ zusammengefasst. Nachdem am Donnerstag der dritte Teil der Serie veröffentlicht worden ist, wurde ihre Wohnung in Gever (Yüksekova) auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft Hakkari durchsucht. Die Journalistin war zum Zeitpunkt der Razzia nicht zu Hause und wird gesucht.
Der DEM-Verband im Istanbuler Bezirk Sancaktepe protestierte mit Bannern und Schildern mit der Aufschrift „Die freie Presse lässt sich zum Schweigen bringen“ und „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) gegen die Verfolgung von Rabia Önver und die von ihr aufgedeckte Zuhälterbande in Colemêrg. „Rabia hat in ihrem Artikel dargelegt, wie eine junge Frau durch eine schmutzige Allianz ausgebeutet und junge Kurdinnen und Kurden in die Fänge von Prostitution und Drogen getrieben werden. Diese Tatsachen sind Teil des Spezialkrieges, den Strukturen des tiefen Staates in Kurdistan führen und zu verheimlichen versuchen. Anstatt diese kriminellen Machenschaften anhand der aufgedeckten Fakten zu verfolgen, will die Regierung Rabia mundtot machen“, sagte die Istanbuler DEM-Sprecherin Dilber Demir.
Solidarität mit Rabia Önver in Wan
Die Mesopotamische Journalistinnenvereinigung (MKG) und der Journalistenverein Dicle-Firat (DFG) gaben in Wan eine Erklärung zur Presse- und Informationsfreiheit ab. Bei der Kundgebung in der Kunststraße erklärten zahlreiche Menschen ihre Solidarität mit Rabia Önver, darunter Abgeordnete und Bürgermeister:innen der Parteien DEM und DBP sowie Vertreterinnen von Frauenorganisationen.
Die MKG-Sprecherin Hülya Baytur sagte, die Anordnung zur Festnahme von Rabia Önver sei eine Bestätigung dafür, dass ihre Recherchen der Wahrheit entsprechen und das kriminelle Netzwerk in Colemêrg von Polizei und Staatsanwaltschaft geschützt wird. Die Förderung von Prostitution und Drogen sei ebenso wie die Repression gegen Medienschaffende Teil der strategischen Spezialkriegsmethoden in Kurdistan: „Journalismus ist kein Verbrechen. Es ist keine Straftat, die Bevölkerung über Tatsachen zu informieren. Das ist die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten. Als Medienschaffende der freien Presse sind wir entschlossen, unsere Arbeit trotz ständig drohender Festnahmen, Verhaftungen und Repression fortzusetzen. Wir verurteilen diese Einschüchterungsversuche und fordern ihre Beendigung.“