Kurdische Journalistin in der Türkei gesucht
Der Frauenrat der DEM-Partei hat nach einem von JinNews veröffentlichten Bericht über staatliche Verwicklungen in Prostitution und Drogenhandel in Colemêrg (tr. Hakkari) gefordert, nicht die zur Fahndung ausgeschriebene Journalistin Rabia Önver zu verfolgen, sondern die in dem Artikel namentlich benannten Täter:innen.
„Die Anordnung zur Ergreifung von Rabia Önver bedeutet, das Informationsrecht der Gesellschaft zu behindern und die in Hakkari begangenen Verbrechen zu legitimieren. Anstatt nach Rabia Önver zu fahnden, müssen diejenigen gefasst werden, die junge Frauen in Drogenkonsum und Prostitution treiben“, forderte der Frauenrat. Angesichts der vorliegenden Zeugenaussagen über die kriminellen Machenschaften komme es einer Mittäterschaft gleich, wenn die Justiz nicht gegen die benannten Personen und die dahinter stehenden Strukturen vorgehe.
„Wir werden nicht zulassen, dass junge Frauen, die Jugend, die Gesellschaft mit Spezialkriegsmethoden von paramilitärischen Kräften und kollaborierenden Banden vergiftet werden. Unseren organisierten Kampf gegen diese Machenschaften werden wir niemals aufgeben“, so der Frauenrat der DEM-Partei.
Spezialkrieg in Colêmerg
Rabia Önver arbeitet als Korrespondentin für die von Frauen betriebene Nachrichtenagentur JinNews und hat die Ergebnisse ihrer Recherchen über staatlich geschützte kriminelle Netzwerke in einem dreiteiligen Bericht unter dem Titel „Spezialkrieg in Colemêrg“ zusammengefasst. Nachdem am Donnerstag der dritte Teil der Serie veröffentlicht worden ist, wurde ihre Wohnung in Gever (Yüksekova) auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft Hakkari durchsucht. Die Journalistin war zum Zeitpunkt der Razzia nicht zu Hause und wird gesucht.
In dem Artikel beschreibt Rabia Önver, wie der Drogenkonsum in Colemêrg unter staatlicher Aufsicht gefördert und junge Frauen in die Prostitution getrieben werden. Auslöser ihrer Recherchen waren in digitalen Netzwerken kursierende Bilder einer Siebzehnjährigen, die von einer Frau namens Ayşegül Akdoğan misshandelt wurde. Dem Bericht zufolge ist Ayşegül Akdoğans Vater Dorfschützer und ihr Bruder Unteroffizier in der türkischen Armee. Akdoğan ist demnach der Kopf einer aus 25 Personen bestehenden Bande, die Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 21 Jahren zur Prostitution zwingt und drogenabhängig macht. Die meisten Mitglieder der Bande seien Kinder und Verwandte von AKP-Führungskräften, Akdoğan werde von Polizei und Staatsanwaltschaft geschützt.