Medienschaffende würdigen 127 Jahre kurdische Presse

Am 22. April 1898 erschien mit „Kurdistan“ die erste kurdischsprachige Zeitung der Welt. Seitdem wird dieses Datum als Tag des kurdischen Journalismus gefeiert. Zum 127. Jahrestag würdigen Medienschaffende die historische Bedeutung dieser Pionierleistung.

Journalismus im Zeichen von Wahrheit, Widerstand und Erinnerung

Am 22. April 1898 erschien in Kairo die erste kurdische Zeitung Kurdistan, herausgegeben von Mîqdad Mîdhat Bedirxan. Seitdem wird dieses Datum als Tag des kurdischen Journalismus gefeiert. Zum 127. Jahrestag würdigten verschiedene kurdische Medienkollektive, Pressevereinigungen und politische Parteien die historische Bedeutung dieser Pionierleistung und erinnerten an die zahlreichen Journalist:innen, die für die Verbreitung der Wahrheit ihr Leben ließen.

Journalismus als Akt des Widerstands

Das neu gegründete „Kollektiv der kurdischen Medienschaffenden in Europa“ veröffentlichte anlässlich des 22. April eine Erklärung. Darin heißt es: „Mit Stolz und Entschlossenheit stehen wir an der Seite jener mutigen Journalist:innen, die ihre Feder und ihr Leben der Wahrheit und den Stimmen der Unterdrückten gewidmet haben.“ Das Kollektiv erinnerte daran, dass trotz Verfolgung, Haft, Exil und Ermordung kurdische Medienschaffende weiterhin unbeirrbar ihrem Auftrag nachgehen.

Die Organisation betonte, dass Journalismus nicht nur ein Beruf, sondern ein fundamentaler Pfeiler einer demokratischen Gesellschaft sei. Man werde nicht zulassen, dass Repression, Drohungen oder gezielte Tötungen durch Drohnen die kurdische Presse zum Schweigen bringen. Es brauche internationale Garantien für Presse- und Meinungsfreiheit – ohne Einschränkungen.

ROJIN: „Im Geiste Gurbetellis weitergehen“

Auch Verband der kurdischen Journalistinnen (ROJIN) veröffentlichte eine eindrucksvolle Erklärung. Darin erinnerte die Organisation an die feministische Dimension des kurdischen Journalismus: „Die Geschichte der kurdischen Presse ist auch eine Geschichte weiblicher Selbstermächtigung und eines Kampfes gegen patriarchale Herrschaft.“ ROJIN gedachte Journalistinnen wie Gurbetelli Ersöz, Gulistan Tara und Hêro Bahadîn, die für die Wahrheit ihr Leben ließen, und erklärte, den Weg dieser Vorkämpferinnen entschlossen weiterzugehen: „Der Kampf um die Wahrheit ist wie ein Mantel aus Feuer. Wir werden ihn weitertragen – im Namen derer, die nicht mehr unter uns sind.“

DEM-Partei: „Die Presse als leuchtender Stern in dunklen Zeiten“

Die Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) erinnerte an die symbolische Bedeutung der Zeitung „Kurdistan“, die unter schwierigsten Bedingungen im Exil erschien. „Diese Zeitung war mehr als nur ein Medium – sie war der erste leuchtende Stern am Horizont eines Volkes, das systematisch entrechtet und verleugnet wurde“, so die Erklärung. Die kurdische Presse habe sich trotz Unterdrückung und Verboten als Kraft der Aufklärung und des Widerstands behauptet. Der 22. April sei deshalb mehr als ein Feiertag – er sei „ein Tag der Erinnerung, des Respekts und der Verpflichtung, die Wahrheit weiterhin mutig zu schreiben“. Die Partei gedachte dabei auch ermordeter Journalist:innen wie Musa Anter, Nagihan Akarsel und Nazım Daştan.

YRJ: Die Wahrheit begann im Gefängnis zu sprechen

Die Union der freien Journalistinnen in Nord- und Ostsyrien (YRJ) erinnerte daran, dass die Stimme der freien Presse 1982 mit Mazlum Doğan in den Kerkern der Türkei erhoben wurde – ein symbolischer Akt der Gegenmacht, der bis heute nachhallt. In ihrer Erklärung betonte die YRJ insbesondere die Rolle von Frauen in der Geschichte des kurdischen Journalismus und gedachte der Journalistinnen Dilîşan Îbiş, Cihan Bilgin, Arîn Cûdî und weiterer Medienschaffender, die ihr Leben für die Wahrheit gaben. „Unser Schwur ist es, ihr Erbe fortzuführen. Wir werden weiterhin enthüllen, was verborgen wird, und Licht in die Dunkelheit bringen“, so die YRJ in ihrer Stellungnahme.

Mahnmal für die fortdauernde Repression

Der kurdische Tag des Journalismus ist nicht nur eine Erinnerung an eine über hundertjährige Geschichte der Pressearbeit, sondern ein Mahnmal für die fortdauernde Repression – und zugleich ein Tag der Würdigung von Mut, Widerstand und journalistischer Integrität. In einer Zeit, in der Wahrheit selbst zunehmend zur Bedrohung erklärt wird, bekräftigen kurdische Journalist:innen weltweit ihr Bekenntnis zum freien Wort.