„Journalistenverbände dürfen bei Angriffen auf Medienschaffende nicht schweigen“

Der kurdische Verband Freier Medien (YRA) fordert Journalistenverbände und Menschenrechtsorganisationen auf, sich zu den tödlichen Angriffen auf Medienschaffende im Norden Syriens zu äußern.

Die Türkei führt einen tödlichen Drohnenkrieg in Kurdistan. Nach Angaben des Rojava Information Center sind allein in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in diesem Jahr 64 Menschen bei insgesamt 49 Drohnenangriffen ums Leben gekommen. 15 Todesopfer waren Zivilpersonen, die anderen 49 gehörten den Militärverbänden an, die weiterhin gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ kämpfen und Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe leisten. Unter den insgesamt 53 Verletzten waren 17 Zivilpersonen, darunter drei Kinder.

Der jüngste Drohnenangriff am Mittwoch traf ein Auto des Senders Jin TV, der aus Frauenperspektive über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe berichtet. Das Filmteam befand sich auf dem Weg zu einer Berichterstattung. Der Fahrer des Autos wurde bei dem Angriff getötet, eine Journalistin erlitt Verletzungen. Angriffe auf Zivilist:innen und Medienschaffende gelten weltweit als Kriegsverbrechen.

Der kurdische Verband Freier Medien (Yekitiya Ragihandina Azad, YRA) verurteilt den tödlichen Angriff auf das Team von Jin TV und weist darauf hin, dass der türkische Staat bereits in der Vergangenheit gezielt Journalist:innen getötet hat, um die Berichterstattung über sein völkerrechtswidriges Vorgehen und seine Unterstützung islamistischer Gruppen in Syrien zu verhindern. „Der türkische Staat fürchtet die freien Medien, die ständig daran arbeiten, seine schmutzigen Machenschaften in der Region bekannt zu machen. Deshalb greift er Medienschaffende an. Zuletzt wurde am 23. August 2023 ein Fahrzeug von Jin TV bombardiert, das sich auf der Straße zwischen Qamişlo und Amûdê auf dem Weg zu einer Berichterstattung befand. Bei dem Angriff wurde der Fahrer getötet und eine Korrespondentin von Jin TV verletzt“, erklärt der Verband.

Weiter heißt es in der Erklärung: „Bereits unsere Kolleg:innen Dilovan Gever, Seed Ehmed, Mihemed Reşo, Vedat Erdemci uund Isam Abdullah sind bei türkischen Luftangriffen gefallen, als sie die Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung in Serêkaniyê und Dêrik dokumentierten. Viele weitere Journalist:innen wurden bei Angriffen verletzt. Der türkische Staat begeht vor den Augen der Weltöffentlichkeit unmenschliche Verbrechen, die gegen das Völkerrecht verstoßen.“

Der YRA wirft der US-geführten Internationalen Koalition gegen den IS, Russland, den Vereinten Nationen und internationalen Journalistenverbänden vor, den Angriffen der Türkei auf Medienschaffende stillschweigend zuzusehen. „Als YRA ist es unsere Aufgabe, Verbrechen gegen Medienschaffende zu dokumentieren. Wir sprechen den Angehörigen des getöteten Mitarbeiters Necimedîn Feysel Hec Sînan unser Beileid aus und wünschen der verwundeten Journalistin von Jin TV rasche Genesung. Gleichzeitig fordern wir Journalistenverbände und Menschenrechtsorganisationen auf, zu den Angriffen des türkischen Staates auf Medienschaffende und Zivilist:innen nicht zu schweigen.“