Auch ÖHD-Praktikant in Gewahrsam
Der kurdische Journalist Serhildan Andan ist in Amed (tr. Diyarbakır) festgenommen worden. Wie der Journalistenverein DFG, dessen Vorstandsmitglied Andan ist, mitteilte, erfolgte die Festnahme am Freitagfrüh durch Beamte der sogenannten Antiterrorpolizei. Gründe wurden demnach nicht genannt. Der DFG vermutet politische Motive hinter der Festnahme und einen neuerlichen Versuch, unabhängigen Journalismus mundtot zu machen.
„Die Unterdrückung kritischer Journalistinnen und Journalisten hat lange Tradition in der Türkei“, erklärte der Verband. Gerade die abstrakt und breit formulierten Paragrafen der türkischen Gesetzgebung erleichterten es den Verfolgungsbehörden, kritische Stimmen zu kriminalisieren und berufliche Aktivitäten von Medienschaffenden mit Straftaten zu assoziieren. „Wir fordern die umgehende Freilassung von Serhildan Andan“, so der DFG. An Medienorganisationen appellierte die Organisation: „Wir rufen alle Kolleg:innen und Berufsverbände auf, sich gegen Angriffe auf die Presse zu stellen und den Journalismus zu verteidigen.“
Neben Andan sind im Zuge von zeitgleichen Hausdurchsuchungen in verschiedenen Bezirken Ameds auch noch mindestens zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen worden. Nach ANF-Informationen handelt es sich dabei um den angehenden Rechtsanwalt Baran Baymış, der als Praktikant im Juristenverein ÖHD tätig ist, sowie um Murat Kayaş. Sowohl der ÖHD als auch der DFG befürchten, dass die Zahl der Festnahmen im Laufe des Tages weiter steigen könnte.
Wahrheit hinter Gittern
Willkürliche Festnahmen, Anklagen wegen vermeintlicher Terrorunterstützung oder Präsidentenbeleidigung, Behinderungen bei der Recherche und Bedrohungen auf der Straße – all das gehört in der Türkei zum Alltag kritischer Journalist:innen. Wer aus den kurdischen Regionen des Landes berichtet, steht unter besonderer Beobachtung von Behörden und Justiz. Nach Angaben des DFG befinden sich zurzeit mindestens 37 Journalistinnen und Journalisten in türkischen Gefängnissen, weitere befinden sich im Hausarrest. Damit bleibt die Türkei weltweit eines der größten Gefängnisse für Medienschaffende.