Journalist Hakan Yalçın bleibt vorerst in Polizeihaft

Der am Freitag in Wan festgenommene Journalist Hakan Yalçın bleibt vorerst in Polizeihaft. Frühestens für Montag sei das staatsanwaltliche Verhör vorgesehen. Der Grund, warum gegen den MA-Korrespondenten ermittelt wird: politische Aktivitäten als Student.

Der kürzlich in Wan (tr. Van) festgenommene kurdische Journalist Hakan Yalçın bleibt vorerst in Polizeihaft. Das hat die Oberstaatsanwaltschaft der Provinz Meletî (Malatya) angeordnet, die das Ermittlungsverfahren gegen Yalçın führt. Frühestens für Montag, möglicherweise aber erst für Dienstag, sei eine Vernehmung vorgesehen, teilte die Rechtsanwältin des Journalisten mit. Bis dahin werde er weiterhin in einer Arrestzelle der Antiterrorpolizei Malatya festgehalten.

Yalçın, der als Korrespondent für die kurdische Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) arbeitet, war am Freitagfrüh in Gewahrsam genommen und nach einem kurzen Aufenthalt auf dem örtlichen Polizeipräsidium nach Meletî verbracht worden. Kurz zuvor hatte die Polizei die Wohnung des Journalisten gestürmt und akribisch durchsucht. Etwa zeitgleich nahmen Beamte des Dezernats für Terrordelikte in verschiedenen Städten vier weitere Personen fest, bei denen es sich um ehemalige Mitstudierende Yalçıns handelt: Rojbin Doğan, Siyajin Yaman, Teyfik Kanat und Baran Tuncel. Letzterer ist ein Cousin der seit 2016 inhaftierten kurdischen Politikerin und ehemaligen Parlamentsabgeordneten Sebahat Tuncel.

Grundlage der Ermittlungen gegen Yalçın und seine Ex-Kommiliton:innen sind nach Angaben ihrer Rechtsvertretung die Aussagen eines angeblichen Belastungszeugen der Oberstaatsanwaltschaft Malatya. Nach bisherigen Erkenntnissen scheinen ihnen politische Aktivitäten aus Studienzeiten an der Inönü-Universität vorgeworfen zu werden. Worum es dabei konkret gehen soll, ließ die Behörde allerdings zunächst offen. Yalçıns Rechtsanwältin Ebru Demirtepe rechnet mit weiteren Festnahmen aufgrund des Verfahrens. Zunächst waren der Juristin insgesamt drei Ingewahrsamnahmen im Zusammenhang mit den Ermittlungen bekannt.

Hakan Yalçın befindet sich schon länger im Fokus der türkischen Repressionsbehörden. Im Oktober 2022 wurde er zusammen mit acht weiteren Medienschaffenden in der Tradition der freien kurdischen Presse wegen des Vorwurfs der PKK-Mitgliedschaft verhaftet und verbrachte sieben Monate in Untersuchungshaft. Das in Ankara geführte Verfahren ist weiter anhängig. Zuvor wurde Yalçın etliche Male vorübergehend festgenommen und musste polizeilichen Meldeauflagen nachkommen - in allen Fällen aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit. Bei der Beobachtung eines Prozesses gegen mehrere Journalistinnen und Aktivistinnen im Sommer 2021 in Ankara wurde Yalçın mit einem Polizeiknüppel misshandelt.