Journalist Dindar Karataş drohen 15 Jahre Gefängnis

Dem in der Türkei inhaftierten Journalisten Dindar Karataş drohen 15 Jahre Gefängnis wegen seiner kritischen Berichterstattung über das tödliche Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte gegen kurdische Zivilisten.

Gegen den im Oktober verhafteten Journalisten Dindar Karataş ist Anklage vor dem Strafgericht Erzurum (kurd. Erzîrom) erhoben worden. Dem Korrespondenten der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) drohen bis zu 15 Jahren Haft wegen PKK-Mitgliedschaft.

Die ersten drei Seiten der Anklageschrift bestehen aus den üblichen Textbausteinen der Staatsanwaltschaft zum „KCK-Pressekomitee“. Auf den nächsten 14 Seiten wird aufgeführt, welche Artikel des Journalisten veröffentlicht wurden und mit wem er bei seiner Recherche telefoniert hat.

Einer der als Straftatbestand aufgeführten Artikel ist als Übersetzung vor einem Jahr auch bei ANF.deutsch erschienen. Hintergrund ist der Mord an dem Zivilisten Murat Kaya. Der Kurde aus dem Dorf Mûşîyan (Soğukpınar) in der Provinz Agirî (Ağrı) war am 6. Dezember 2019 nach einem Gefecht zwischen der Guerilla und dem türkischen Militär von einem Soldaten angeschossen worden. Einen Tag später erlag Kaya in einem Krankenhaus seinen Verletzungen. Den Vorfall aufgedeckt hatte Dindar Karataş.

Ein weiterer kriminalisierter Artikel behandelt die Misshandlung eines Zivilisten durch türkische Polizisten in Erzîrom. Dort war im Februar im Landkreis Bêraqdar (auch Qereyazî, türkisch: Karayazı) die Wohnung von Irfan Arslan gestürmt worden. Im Zuge der Razzia wurden dem Mann von Polizisten zwei Rippen gebrochen, außerdem erlitt er diverse Schnittverletzungen im Gesicht und am Kopf.

Der Prozess gegen Karataş wird am 9. Februar 2021 eröffnet.


Titelfoto: Dindar Karataş und Leyla Güven. Mit dem Foto hatte die inzwischen ebenfalls verhaftete kurdische Politikerin im Oktober gegen die Verhaftung des Journalisten protestiert.