Im Hochsicherheitsgefängnis der nordkurdischen Provinz Wan (tr. Van) haben mehrere politische Gefangene eine Lebensmittelvergiftung erlitten. Wie viele Insassen insgesamt betroffen sind, ist unklar. Unter den Erkrankten befindet sich auch der Journalist Cemil Uğur. Der Korrespondent der kurdischen Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) sitzt seit dreieinhalb Monaten in Untersuchungshaft. Ihm wird aufgrund von Artikeln über die sogenannte „Hubschrauber-Folter“ an zwei kurdischen Dorfbewohnern Terrorismus und „staatsfeindliche Berichterstattung“ vorgeworfen.
Wie Uğur gegenüber seinem Rechtsbeistand äußerte, sei den Gefangenen am Mittwoch verdorbenes Hühnerfleisch gegeben worden. Das Wachpersonal sei darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Mahlzeit „schlecht“ aussehe. Den Gefangenen wurde daraufhin gesagt, das Essen sei „in Ordnung“, zitiert MA den Anwalt. In der Folge wurden alle Zelleninsassen auf die Krankenstationen gebracht, wo sie Antibiotika über eine Infusion erhalten.
Cemil Uğur ist im Oktober zusammen mit seinem Kollegen Adnan Bilen, der JinNews-Korrespondentin Şehriban Abi und der Journalistin Nazan Sala in Wan verhaftet worden. Die kurdischen Presseleute hatten darüber berichtet, dass zwei Dorfbewohner nach ihrer Festnahme in der Nähe von Şax (Çatak) aus einem türkischen Militärhubschrauber geworfen und anschließend mit Schlägen und Tritten misshandelt wurden. Cemil Uğur hatte den Krankenhausbericht veröffentlicht, mit dem belegt wurde, dass Servet Turgut und Osman Şiban Verletzungen durch einen Sturz aus der Höhe erlitten hatten. Während Osman Şiban sich inzwischen einigermaßen von der erlittenen Folter erholt hat, ist Servet Turgut am 30. September seinen Verletzungen erlegen. Uğur hatte darüber hinaus viele Informationen über das Kriegsverbrechen recherchiert und veröffentlicht.