Nach drei Tagen in Polizeigewahrsam sind die am Dienstag in Wan (tr. Van) festgenommenen Journalisten Oktay Candemir, Arif Aslan und Lokman Gezgin von der Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt worden. Damit ist nun auch bekannt, wie der Vorwurf gegen sie lautet. Wie Candemir am Freitag vor dem Justizpalast Van erklärte, werde gegen ihn sowie seine beiden Kollegen wegen des Verdachts der „Terrorismusfinanzierung“ ermittelt. Ob und wann Anklage gegen sie erhoben werde, lasse sich derzeit aber noch nicht sagen.
Oktay Candemir schreibt Kolumnen für die mehrsprachige Onlinezeitung Serhat News, Lokman Gezgin ist Redakteur des Mediums und Arif Aslan arbeitet für den kurdischen Dienst von Voice of America (VOA). Alle drei Journalisten waren am Dienstagfrüh bei Razzien in ihren Wohnungen in Wan festgenommen worden und bis zu ihrer Überstellung an die Staatsanwaltschaft in Arrestzellen auf der Antiterrorzentrale festgehalten worden. Sie befinden sich nicht zum ersten Mal im Visier der türkischen Verfolgungsbehörden, sondern sind vielmehr juristische Schikane gewohnt.
Der Vorwurf der vermeintlichen Finanzierung einer als terroristisch gelisteten Vereinigung wird häufig gegen kritische Medienschaffende, aber auch Handelnde und Aktive der politischen Opposition und Zivilgesellschaft erhoben. In der Regel geht es dabei um materielle Hilfe für politische Gefangene. Besonders häufig von diesen Anschuldigungen betroffen sind in letzter Zeit vor allem Personen aus den Strukturen sozialistischer Organisationen wie der ESP und ihren Mitgliedsverbänden. Im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen die Journalisten aus Wan ist die Oberstaatsanwaltschaft Ankara die ermittelnde Behörde.