Wan: Weiterer Journalist in Gewahrsam, Akte unter Geheimhaltung

Mit Lokman Gezgin von der Onlinezeitung Serhat News wurde ein weiterer Journalist in Wan festgenommen. Zuvor waren bereits sein Kollege Oktay Candemir und Arif Aslan von Voice of America in Gewahrsam genommen worden. Die Gründe sind weiter unklar.

Mit Lokman Gezgin wurde ein weiterer Journalist am Dienstag in Wan festgenommen. Zuvor waren bereits Oktay Candemir und Arif Aslan in der nordkurdischen Metropole in Gewahrsam genommen worden. Wie mittlerweile bekannt ist, kam die Weisung dazu von der Generalstaatsanwaltschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara. Was den Journalisten vorgeworfen wird, ist derweil weiter unklar. Die Polizei verweigert jegliche Auskunft zu den Festnahmegründen, hieß es aus Anwaltskreisen. Darüber hinaus unterliege die Ermittlungsakte einer Geheimhaltungsklausel.

Bei solchen Maßnahmen, die standardmäßig bei Verfahren mit vermeintlichem Terrorismusbezug eingesetzt werden, handelt es sich um eine gängige Methode der türkischen Justiz, die Verteidigung zu torpedieren. Die Rechtsvertretung der Journalisten schätzt, dass die maximale Dauer des Polizeigewahrsams von vier Tagen ausgeschöpft wird, bis sie im nächsten Schritt entweder freigelassen oder an die Staatsanwaltschaft überstellt werden.

Lokman Gezgin ist Redakteur der mehrsprachigen Onlinezeitung Serhat News, Oktay Candemir schreibt Kolumnen für das Medium. Ihr Journalistenkollege Arif Aslan arbeitet für den kurdischen Dienst von Voice of America (VOA). Alle drei wurden am Dienstagfrüh bei Razzien in ihren Wohnungen in Wan festgenommen. Derzeit befinden sie sich auf dem Polizeipräsidium in Arrestzellen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie festgenommen werden. Alle drei Kurden werden bereits seit Jahren zum Ziel juristischer Schikane. 

Landesweite Operation gegen Schmuggel und Organisierte Kriminalität

Indes meldete die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), dass es in Wan und darüber hinaus zu weiteren Festnahmen gekommen ist. Der Vorgang stehe mit einer vom türkischen Innenministerium orchestrierten Operation mit der Bezeichnung „Käfig-49“ im Zusammenhang, es ist von knapp 150 Festnahmen in insgesamt 56 Städten und Provinzen die Rede. Hintergrund des Vorgehens sollen Ermittlungen des Dezernats für Schmuggel und Organisierte Kriminalität der türkischen Polizei sein. Parallel dazu gingen türkische Behörden am Dienstag in Izmir und Istanbul gegen linke und sozialistische Strukturen vor. Dort wurden mindestens zwölf Menschen festgenommen.