Was sich Avesta zum Geburtstag wünscht

Bis vor kurzem war Avesta noch mit ihrer verhafteten Mutter und ihrer kleinen Schwester im Gefängnis. Weil sie schulpflichtig geworden ist, hat sie das Gefängnis verlassen. Zum Geburtstag will sie nur ihre Mutter.

Die beiden Schwestern Arin und Avesta, die mit ihrer verhafteten Mutter Vesile Yüksel zusammen im Gefängnis waren, sind voneinander getrennt worden. Avesta ist schulpflichtig geworden und musste das Gefängnis verlassen. Ihr einziger Geburtstagswunsch ist die Rückkehr ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Hause.

Vesile Yüksel ist im Februar 2017 in Mêrdîn (Mardin) wegen ihrer Beiträge in den sozialen Medien festgenommen worden. Weil sie auf die Frage des Haftrichters, ob es sich bei der PKK ihrer Meinung nach um eine Terrororganisation handele, mit „Nein“ antwortete, wurde sie verhaftet. Zusammen mit ihren Töchtern Arin Mirkan (4) und Avesta (6) kam sie zunächst ins Gefängnis in Mêrdîn und wurde später ins Gefängnis von Bayburt zwangsverlegt.

Ihre Strafe hat Vesile im Januar 2019 abgesessen. Die kleine Arin, die schon zuvor acht Monate mit ihrer Mutter im Gefängnis verbracht hat, ist ständig krank. Avesta wurde jetzt von ihrer Mutter und ihrer Schwester getrennt und lebt bei ihrem Vater.

„Sie redet kaum und ist introvertiert“

Vesiles Mann Sultan Yüksel erklärte gegenüber der Frauennachrichtenagentur JinNews, dass Avesta krank geworden ist, nachdem sie das Gefängnis verlassen hat. „Ich mache mir Sorgen um sie. Sie spricht nicht wie Gleichaltrige, ist sehr verschlossen und schüchtern. Sie vermisst ihre Schwester und ihre Mutter. Nicht einmal zur Schule will sie gehen.“

Avesta telefoniert manchmal mit Arin. Dann sagt sie ihr, dass Arin sich warm anziehen soll, damit sie nicht krank wird.

Weiteres Strafverfahren gegen Vesile Yüksel

Die Haftbedingungen sind auch für Erwachsene kaum auszuhalten, sagt Sultan. Für Kinder ist es unmöglich, sich der herrschenden Atmosphäre anzupassen, ohne psychische und auch körperliche Schäden davonzutragen. „Meine Frau erzählt mir am Telefon, dass die Haftbedingungen noch schlechter sind als in den achtziger und neunziger Jahren“, berichtet Sultan Yüksel. Es herrsche völlige Willkür, Briefe kämen nicht an und heißes Wasser gebe es selten. „Meine Tochter Arin ist krank geworden, sie wurde zum Arzt gebracht. Der Arzt hat sie überhaupt nicht untersucht, sondern nur Schmerzmittel verschrieben. Dann wurde behauptet, Vesile habe den Arzt beleidigt. Deswegen ist ein weiteres Strafverfahren gegen sie eingeleitet worden.“

„Zum Geburtstag wünsche ich mir meine Mutter und meine Schwester“

Avesta sagt, dass sie ihre Mutter und ihre Schwester vermisst: „Ich will, dass meine Mutter mich zur Schule bringt. Die Soldaten haben jeden Tag Durchsuchungen gemacht und uns unsere Bücher weggenommen. Ich konnte gar nicht spielen mit meiner Schwester. Bald habe ich Geburtstag. Ich wünsche mir, dass meine Mutter, meine Schwester und alle anderen endlich herauskommen.“