Wan: Zivilisten von türkischen Soldaten misshandelt

In Wan sind zwei Zivilisten offenbar bei dem Versuch, illegal die Grenze nach Ostkurdistan zu überqueren, von türkischen Soldaten aufgegriffen und misshandelt worden. Danach wurden sie wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ angezeigt.

In Wan sollen zwei Zivilisten bei dem Versuch, illegal die Grenze zwischen der Türkei und Iran zu überqueren, von Soldaten aufgegriffen und misshandelt worden sein. Das berichtet die kurdische Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA). Der Vorfall habe sich demnach am vergangenen Freitag im Kreis Mehmûdî (tr. Saray) ereignet, bei den Opfern handelt es sich um Gani Kaya und Celalettin Yalçın. Sie befinden sich derzeit im Polizeipräsidium in Wan. Ein MA-Reporter konnte dort mit einem der beiden Männer sprechen.

Laut dem Bericht äußerte Kaya, er habe gemeinsam mit Yalçın versucht, über die Grüne Grenze zum Arbeiten nach Ostkurdistan zu gelangen. Am offiziellen Grenzübergang seien sie nicht vorstellig geworden, weil sie nicht im Besitz eines gültigen Reisepasses seien. Soldaten des Infanteriekommandos Rasim Çömez hätten den versuchten Grenzübertritt bemerkt und die beiden Männer aufgegriffen. Was danach folgte, schilderte Kaya mit den Worten: „Die Tortur ging ohne Vorwarnung los. Die Soldaten, deren Namen sich später als A.U. N., N.G. und B. K. herausstellten, schlugen mit ihren Gewehrkolben zunächst gegen meinen Kopf und traten mich immer wieder mit ihren Stiefeln. Ich blutete am Kopf und bekam eine Schwellung am Rücken. Später verpassten sie mir weitere Gewehrkolbenhiebe sowie Tritte und verletzten dabei meine Rippen. Nachdem die Soldaten mich verprügelt hatten, wechselten sie sich dabei ab, meinen Freund Yalçın zu misshandeln. Mich hatte man in der Zwischenzeit mit dem Gesicht auf den Boden gedrückt. Ein Soldat, den ich nicht erkennen konnte, schlug mir mit einem schweren Stein in den Rücken. Die Schmerzen an der Stelle haben noch immer nicht nachgelassen. Danach zerrten sie mich vom Boden und verpassten mir Fausthiebe ins Gesicht. Meine Lippe platzte auf und auch an anderen Stellen lief mir Blut über das Gesicht.“

Kaya berichtete weiter, gewaltsam von den Soldaten bis auf die Unterhose entkleidet worden zu sein. Auch Yalçın sei es ähnlich ergangen. Dann seien die beiden Männer gezwungen worden, in einen Bach zu steigen und sich die blutigen Gesichter abzuwaschen. „Wenn ihr das Blut nicht wegwascht, werden wir euch nicht aus dem kalten Wasser lassen“, habe es geheißen. „Danach gingen wir zu einem Turm, wo das Personal, das uns schlug, untergebracht war. Auf dem Weg dorthin hat man uns ebenfalls geschlagen. Nachdem wir den Turm erreicht hatten, legten diese Soldaten uns nahe, gegenüber der Militärpolizei lieber zu äußern, wir seien vom Berg abgerutscht, seien hingefallen oder hätten uns überschlagen und befänden uns deshalb in diesem Zustand“, so Kaya.

Nach der Übergabe an die Militärpolizei, wo Gani Kaya und Celalettin Yalçın offiziell in Gewahrsam genommen wurden, brachte man die beiden in das staatliche Krankenhaus im Kreis Qelqelî (Özalp). Einen ganzen Tag dauerte der Aufenthalt in der Klinik offenbar, danach überstellte man sie ins Polizeipräsidium. Dort seien Kaya und Yalçın wegen vermeintlichem „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ von den Soldaten, die sie misshandelt hatten, angezeigt worden. „Angeblich hätten wir uns gegen die Festnahme gewehrt. Ich bin die Personen, die mich schlugen, in keiner Weise physisch angegangen. Wie sollte ich denn gegen voll ausgerüstete Soldaten in dem Zustand, in dem ich mich befand, vorgehen? Ich hatte ja nicht einmal ein Taschenmesser dabei. Dass sie sich ein Attest über vermeintliche ‚Gewalteinwirkung‘ haben ausstellen lassen, habe ich nur erfahren, weil ich im selben Krankenhaus behandelt wurde. Ich habe ihren Angriff nicht erwidert, aber auf eine Anzeige verzichte ich nicht.“ Die Beschwerde wurde laut MA bereits gestellt.