Der kurdische Geflüchtete Serbest Derin ist von Rumänien an die Türkei ausgeliefert worden. Wie Angehörige am Freitag in Mêrdîn (tr. Mardin) mitteilten, befindet sich Derin im Istanbuler Metris-Gefängnis. Seit wann er dort in Haft sitzt, ist unklar. Rechtsanwalt Hüseyin Boğatekin konnte seinen Mandanten noch nicht besuchen.
Serbest Derin drohen viele Jahre Haft in der Türkei. 2012 wurden gleich zwei politisch motivierte Verfahren gegen ihn eröffnet. Ein Urteil über anderthalb Jahre Gefängnis wegen angeblicher Terrorpropaganda wurde bereits bestätigt, das Berufungsverfahren gegen eine Gerichtsentscheidung über eine 16-jährige Haftstrafe wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation ist beim türkischen Kassationshof weiter anhängig. Derin, der in seiner Geburtsstadt Mêrdîn (tr. Mardin) als Lehrer arbeitete, reiste über den Landweg aus und passierte auf seinem Weg nach Europa die Grenze zu Rumänien. Vergangenen November sollte er schon mal von Bukarest aus in die Türkei abgeschoben werden, ohne dass sein Antrag auf politisches Asyl von den rumänischen Behörden überprüft wurde. Weil der kurdische Journalist Nuri Akman an seiner Seite war, wurde der Fall öffentlich und Akman, Derin und zwei andere Kurden wurden in letzter Sekunde und mit bereits ausgestellten Tickets am Flughafen doch nicht abgeschoben.
In der Annahme, dass Rumänien für ihn nicht sicher sei, schlug sich Derin nach Österreich durch. Doch auch die dortigen Behörden nahmen keine ernsthafte Prüfung seines Falls vor. Zuletzt hielt sich der Kurde im Asyllager in Villach auf. Am 30. Mai wurde er zurück nach Rumänien geschoben, dabei endete die Einspruchsfrist erst einen Tag später. Wegen der Dublin-Regelung ist Rumänien für das Asylverfahren Derins zuständig. Seit diesem Zeitpunkt war der Kontakt seiner Angehörigen zu Derin abgebrochen. Sein Bruder Ali Derin teilte am Freitagabend mit, dass sich die Befürchtung der Familie bestätigt habe, Serbest Derin sei wieder in der Türkei: „Wir haben alles getan, was uns möglich war. Leider hört die staatliche Besatzung der Kurden nicht auf. Wir werden immer Widerstand leisten.“ Die Familie bedanke sich bei Journalist:innen und Anwält:innen für ihren Einsatz.