Schutzsuchende erreichen Lampedusa

Auf einem alten Fischerboot erreichten 686 Migrant:innen die italienische Insel Lampedusa. Insgesamt kamen binnen weniger Stunden über 800 Menschen an.

Innerhalb weniger Stunden erreichten über 800 Migrant:innen aus Syrien, Bangladesch, Marokko und Ägypten auf mehreren Booten die italienische Insel Lampedusa. Italienische Medien berichten von einem alten Fischerboot, das mit 686 Menschen aus Libyen in See gestochen war. Das 15 Meter lange Boot war 15 Kilometer vor der italienischen Küste in der Nacht von Montag auf Dienstag von der Küstenwache abgefangen und nach Lampedusa eskortiert worden. Fünf der Insass:innen mussten aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands ins Krankenhaus gebracht werden.

Am Dienstag kamen weitere 117 Personen auf fünf Booten in Lampedusa an. Alle wurden in die dortige, für nur 250 Menschen ausgelegte Aufnahmeeinrichtung gebracht. Damit leben in dem Lager auf Lampedusa mehr als 1000 Personen. Nach Identitäts- und Gesundheitskontrollen, sollen die Schutzsuchenden auf ein Quarantäneschiff gebracht werden.

In den vergangenen Wochen nahm die Zahl der Ankünfte auf Lampedusa deutlich zu. Da die EU die Politik verfolgt, die Schutzsuchenden möglichst auf den Inseln festzuhalten, sind die Auffanglager massiv überfüllt.

Zahl der Todesfälle steigt

Mit den steigenden Ankünften wächst auch die Zahl der Todesfälle. Da die staatliche Rettung praktisch eingestellt wurde und NGOs bei ihrer Rettungsarbeit immer wieder behindert werden, sind offiziell 1.392 Männer, Frauen und Kinder im Mittelmeer ertrunken. Im April waren allein bei einem Unglück 130 Menschen vor der libyschen Küste gestorben.

25.000 in libyschen Lagerhorror zurückgeschleppt

Auch die Zahl der Menschen, die in den libyschen Horror von Folter, Internierung, Zwangsarbeit und anderen schwersten Menschenrechtsverletzungen völkerrechtlich illegal zurückgeschoben, bzw. gezogen wurden, ist gestiegen. Bisher hat die kriminelle sogenannte libysche Küstenwache in diesem Jahr mehr als 25.000 Menschen abgefangen und nach Libyen zurückgebracht, darunter über 1.700 Frauen und 917 Minderjährige, so die neuesten IOM-Zahlen. Im vergangenen Jahr waren es 12.000 Menschen. Die Bürgerkriegsmiliz „libysche Küstenwache“ wurde von der EU hochgerüstet und ausgestattet, um Migrant:innen abzufangen und nach Libyen zurückzubringen. Dort werden sie auch nach Wissen der Bundesregierung interniert, häufig in privaten Einrichtungen, in denen der Alltag von sexualisierter Gewalt, Sklavenarbeit und Hunger geprägt ist. Auch die offiziellen Einrichtungen sind kaum besser.

Titelfoto: Sea-Watch