Samstagsmütter fragen nach Mehmet Zeki Doğan

Die Samstagsmütter haben zum 1004. Mal vor dem Istanbuler Galatasaray-Gymnasium gegen das Verschwindenlassen in staatlichem Gewahrsam protestiert. Thema war der Fall von Mehmet Zeki Doğan, der 1994 in Colemêrg verschleppt wurde und nie wieder auftauchte.

1994 vom türkischen Militär verschleppt

Die Istanbuler Initiative der Samstagsmütter hat bei ihrer 1004. Mahnwache gegen das „Verschwindenlassen“ in staatlichem Gewahrsam Aufklärung über das Schicksal von Mehmet Zeki Doğan gefordert. Der 37-Jährige lebte in der kurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) und arbeitete als Angestellter der Stadt, als seine Arbeitsstätte – ein Gymnasium im Kreis Çelê (Çukurca) – am Abend des 7. Juni 1994 von Spezialeinheiten der türkischen Armee überfallen wurde. Anwohnende beobachteten damals, wie Doğan gewaltsam aus der Schule geschleift und in ein gepanzertes Fahrzeug verfrachtet wurde. Seine Festnahme wurde dennoch geleugnet.

Mit einer Sondererlaubnis der Staatsanwaltschaft organisierte die Familie Doğans eine großangelegte Suchaktion, an der sich praktisch die gesamte Bevölkerung von Çelê beteiligte. Lediglich die Schulleitung des Gymnasiums, für das der Kurde arbeitete, und die Provinzdirektion für nationale Bildung, nahmen nicht an der Suche teil und ignorierten auch alle andere Initiativen für die Aufklärung des Verbleibs ihres Mitarbeiters. Nach entsprechenden Hinweisen aus der Bevölkerung wurde die Suche nach Doğan auf das Ufer des Großen Zap im 1993 entvölkerten und seit 2006 wieder besiedelten Dorf Beyadîr (Narlı) eingegrenzt. Dort fand man schließlich die blutige Kleidung des Mannes und seine Schuhe. Von ihm selbst gab es keine Spur. Die türkische Justiz weigerte sich, auf die Forderung nach einem Ermittlungsverfahren einzugehen.

Leiche vermutlich in den Zap geworfen

Die Angehörigen von Mehmet Zeki Doğan gehen bis heute davon aus, dass der 37-Jährige vom Militär extralegal hingerichtet und seine Leiche anschließend im Zap-Fluss entsorgt wurde. Davon sind auch die Samstagsmütter überzeugt, die sich mittlerweile Samstagsmenschen nennen. Die Aktivistin Aysel Ocak, die eine Schwester des 1995 in Polizeihaft zu Tode gefolterten Hasan Ocak ist, verlas die Erklärung, in der das Schicksal von Mehmet Zeki Doğan thematisiert wurde. Sie forderte die Regierung auf, den seit 30 Jahren andauernden Schmerz seiner Familie zu lindern und für Aufklärung zu sorgen: „Der Staat hat die Pflicht, das Schicksal der Vermissten restlos aufzuklären und dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen für die schweren Taten, die sie begangen haben, bestraft werden. Nach drei Jahrzehnten in Unwissenheit über das Schicksal von Mehmet Zeki Doğan muss seine Familie endlich erfahren, was ihm zugestoßen ist und die Möglichkeit eines Grabes erhalten, an dem sie sich in Würde verabschieden können. Wir werden nicht aufhören, Gerechtigkeit zu fordern.”