Politischer Gefangener in der Türkei
Nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD sind über 1500 Gefangene in der Türkei krank, 651 von ihnen werden als schwer erkrankt eingestuft. Dazu zählt auch der kurdische Journalist Devrim Ayık, der 2015 als Mitarbeiter der Zeitschrift Özgür Halk (Freies Volk) wegen vermeintlicher PKK-Mitgliedschaft in Izmir verhaftet wurde. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes wurde er 2018 aus der Untersuchungshaft entlassen. Anfang 2021 wurde er erneut inhaftiert und ein Jahr später zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Aktuell befindet er sich in einer Vollzugsanstalt vom Typ H in Eskişehir.
Devrim Ayık hat eine offiziell festgestellte Schwerbehinderung von 76 Prozent. Wegen einer Krebserkrankung wurde ihm ein Teil des Darms entfernt, nach einem Unfall 2006 ist er auf einem Auge blind und hat auf dem anderen Auge eine eingeschränkte Sehfähigkeit. Zudem leidet er unter Schwerhörigkeit und müsste operiert werden. In einem Brief an seine Familie teilte er mit, dass eine Operation ungewiss ist und Überweisungen ins Krankenhaus im Gefängnis spät erfolgen.
Seine Mutter Hülya Ayık erklärte, dass der Transfer ins Krankenhaus mit einer entwürdigenden Durchsuchung des Mundraums verbunden ist. Gegen Gefangene, die sich dieser Maßnahme verweigern, werden in der Vollzugsanstalt Eskişehir Disziplinarstrafen verhängt. Die politischen Gefangenen seien willkürlichen Maßnahmen ausgesetzt, ihre Entlassung nach Absitzen der regulären Strafe werde von einem Reuebekenntnis abhängig gemacht. Die Entscheidung wird von einem anstaltsinternen Beobachtungsrat getroffen, der keine juristischen Kompetenzen hat, aber über die Verlängerung freiheitsentziehender Maßnahmen entscheidet.
Hülya Ayık forderte die Freilassung ihres Sohnes und ein Ende der menschenunwürdigen Behandlung politischer Gefangener in der Türkei.