Minderjähriger in Iran hingerichtet

In Iran ist ein Minderjähriger hingerichtet worden. Das Todesurteil wurde offenbar gemäß dem Prinzip „qesas“ verhängt. Qesas bedeutet Vergeltung „mit gleicher Münze“ und ist die Strafe für Mord.

In Iran ist ein Minderjähriger hingerichtet worden. Laut einem Bericht des Nachrichtenmediums Iran International handelt es sich um den 17-jährigen Hamidreza Azari aus der Stadt Sabzevar in der Provinz Razavi-Chorasan. Er sei am Freitag im Zentralgefängnis der Stadt hingerichtet worden. Die Familie sei noch nicht im Besitz des Leichnams.

Das Todesurteil gegen Azari sei gemäß dem Prinzip „qesas“ verhängt worden, heißt es auf der iranischen Justiz-Website Mizan Online. Qesas bedeutet Vergeltung „mit gleicher Münze“ und ist die Strafe für Mord. Nach Informationen von Radio Farda, dem iranischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty, wurde der 2006 geborene Jugendliche als Hauptangeklagter für den Mord an einem Mann namens Hamidreza Al-Daghi verurteilt, den Regime-Medien als „Märtyrer“ bezeichneten. Er soll im Streit mit einer Gruppe junger Männer erstochen worden sein.

Hinrichtungen von Minderjährigen weltweit geächtet

Die Hinrichtung von zur Tatzeit Minderjährigen ist durch internationale Menschenrechtsverträge geächtet. „Dieses Verbot basiert auf dem weltweiten Konsens, dass junge Menschen die Konsequenzen ihres Handelns nicht im vollen Umfang verstehen und daher nicht gleich hart bestraft werden dürfen wie Erwachsene“, sagt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf ihrer Webseite. Trotzdem werden in Iran immer wieder tatsächliche oder vermeintliche Straftäter getötet, die zum Zeitpunkt der Tat unter 18 Jahre alt waren.

Mehr als 600 Hinrichtungen 2023 in Iran

Seit Jahresbeginn sollen in Iran fast 700 Todesurteile vollstreckt worden sein. Die in Norwegen ansässige Organisation Iran Human Rights (IHR) verzeichnete 684 Hinrichtungen. Das Mullah-Regime hat damit zum ersten Mal seit 2016 wieder die Marke von 600 Exekutionen in einem Jahr überschritten. Erst kürzlich hat das Regime in Teheran Milad Zohrevand hingerichtet, wie Menschenrechtsgruppen berichteten. Der 22-Jährige wurde im vergangenen Jahr im Zuge der Jin, Jiyan, Azadî-Proteste nach dem staatlichen Feminizid an Jina Mahsa Amini festgenommen und zum Tode verurteilt.