KHRN veröffentlicht Menschenrechtsbericht zu Ostkurdistan

Das Kurdistan Human Rights Network (KHRN) hat einen umfassenden Bericht zur Menschenrechtslage im Jahr 2021 in Bezug auf die kurdische Bevölkerung in Iran veröffentlicht.

Das Kurdistan Human Rights Network (KHRN) hat einen Bericht zur Menschenrechtslage im Jahr 2021 in Bezug auf das kurdische Volk in Iran veröffentlicht. Einleitend wird darin festgestellt: „Wie in den vergangenen Jahren wurden die Rechte der kurdischen Bevölkerung aufgrund ihrer Sprache, Religion, Kultur, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung sowie ihrer Klassen- und politischen Zugehörigkeit durch die diskriminierenden Gesetze der Islamischen Republik und das repressive und gewaltsame Vorgehen ihrer Sicherheits-, Militär-, Justiz- und Exekutivorgane weiterhin verletzt.

Die in diesem Bericht enthaltenen Statistiken und Informationen enthalten nur solche, die vom Kurdistan Human Rights Network (KHRN) bestätigt oder veröffentlicht wurden, oder, in Fällen, in denen Nachrichten und Informationen aus anderen Quellen verwendet wurden, hat das KHRN unabhängig die notwendigen Schritte unternommen, um sie zu untersuchen und zu überprüfen.

Als KHRN sind wir jedoch der Meinung, dass dieser Bericht nicht alle Fälle von Verletzungen der Rechte des kurdischen Volkes im Iran abdeckt. Es gibt sicherlich noch viele andere Fälle, die aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen des Drucks der Sicherheitsbehörden auf Einzelpersonen und Familien, nicht von den Nachrichtenagenturen und Menschenrechtsorganisationen gemeldet wurden.“

Lastenträger im Grenzgebiet: Kolber

Laut dem Bericht sind im Jahr 2021 mindestens 46 kurdische Lastenträger (Kolber) ums Leben gekommen. Weitere 122 Kolber wurden im Grenzgebiet durch Schüsse der Sicherheitskräfte oder Naturkatastrophen verletzt. Von den 46 Kolber, die ihr Leben verloren, wurden 17 von iranischen und vier von türkischen Streitkräften getötet. Ein minderjähriger Kolber beging Selbstmord, nachdem die Grenztruppen seine Maultiere beschlagnahmt hatten.

Darüber hinaus kamen fünf Kolber durch Lawinenabgänge, drei durch Erfrierungen, drei durch Stürze in den Bergen, drei durch Herzinfarkte beim Transport von Waren, einer durch Ertrinken in einem Fluss und neun durch Verkehrsunfälle ums Leben.

Tötung von Zivilisten, Hinrichtungen und Folter

Das KHRN hat darüber hinaus im Laufe des Jahres die Tötung von vier kurdischen Zivilisten durch iranische Militärs festgestellt. In verschiedenen Gefängnissen in den westlichen Provinzen West-Aserbaidschan, Kurdistan, Kirmaşan und Ilam wurden mindestens 30 Gefangene hingerichtet, darunter waren 15 Hinrichtungen wegen Mordes und 14 wegen Drogenvergehen. Der politische Gefangene Heidar Ghorbani wurde am 19. Dezember im Zentralgefängnis von Sine (Sanandaj) wegen „bewaffneten Aufstands" hingerichtet.

Sechs kurdische Gefangene wurden in iranischen Haftanstalten zu Tode gefoltert, sechs weitere Kurden wurden in Gewahrsam vom Geheimdienst erschossen. Darüber hinaus kamen im Laufe des Jahres vier kurdische Gefangene entweder durch ärztliche Kunstfehler oder durch mangelnden Zugang zu medizinischer Versorgung ums Leben.

Ermordung von politischen Aktivisten im Ausland

In dem Bericht wird auch die Ermordung von vier Mitgliedern der PJAK (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê / Partei für ein freies Leben in Kurdistan) und der Demokratischen Partei Iranisch-Kurdistans (PDK-I) in der Region Kurdistan im Irak aufgeführt: „Obwohl sich die Islamische Republik Iran wie in anderen Fällen auch nicht zu diesen politischen Morden bekannt hat, haben die jeweiligen Parteien der Opfer die iranische Regierung für die Anschläge verantwortlich gemacht.“

Femizid, Minenopfer und Arbeitsunfälle

Im Jahr 2021 wurden in Ostkurdistan mindestens 32 Femizide registriert. Diese Morde wurden in der Regel von männlichen Familienmitgliedern begangen.

Bei Explosionen von Landminen und Überresten anderer Sprengstoffe wurden mindestens 14 Personen getötet und mindestens 25 weitere verletzt. Unter den Opfern waren mindestens zwei Kinder und zwei Kolber.

Im Laufe des Jahres kamen mindestens 42 Arbeitnehmer bei Arbeitsunfällen ums Leben und drei weitere wurden verletzt. Davon ereigneten sich acht Fälle in der irakischen Region Kurdistan und die übrigen hauptsächlich im iranischen Kurdistan.

Asylsuchende

Im Jahr 2021 verloren mindestens sechs Menschen aus Ostkurdistan, die in europäischen Ländern Asyl beantragen wollten, im Ausland ihr Leben. Vier dieser Fälle ereigneten sich in Griechenland und einer in Deutschland. Ein weiterer Asylbewerber zündete sich vor dem UN-Büro in Hewlêr (Erbil) in der irakischen Region Kurdistan an, um gegen die Unsicherheit seines Asylverfahrens zu protestieren. Außerdem verschwand ein junger Mann, der in England Asyl beantragen wollte, in der Türkei, nachdem er die Grenze überquert hatte.

Verhaftungen mit politischem Hintergrund

2021 wurden mindestens 421 Kurdinnen und Kurden aus politischen Gründen in Iran verhaftet. Bei zehn dieser Personen handelte es sich um Minderjährige, bei acht um ehemalige politische Gefangene, bei fünf um ehemalige Mitglieder kurdischer Oppositionsparteien und bei acht um Journalist:innen, Kunstschaffende und Schriftsteller:innen.