Ein seit Tagen in der südkurdischen Metropole Hewlêr vermisstes Führungsmitglied der Demokratischen Partei Kurdistans-Iran (PDK-I) ist mit Folterspuren tot aufgefunden worden. Wie der Vorstand der PDK-I am Samstag mitteilte, sei Musa Babacanî (auch Babakhani) am vergangenen Donnerstag in der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak (KRI) von zwei Attentätern des iranischen Regimes verschleppt worden und galt seitdem als vermisst. Sein verstümmelter Körper wurde diesen Samstag in einem Zimmer des Hotels „Gulî Slêmanî“ entdeckt.
Die PDK-I hat den Mord an ihrem Mitglied scharf verurteilt und fordert eine umgehende Aufklärung. Der Leichnam von Babacanî befindet sich derweil im rechtsmedizinischen Institut von Hewlêr. Die Sicherheitsbehörden der Regionalregierung haben sich bislang nicht geäußert.
Musa Babacanî war 39 Jahre alt und stammte aus Kirmaşan in Ostkurdistan. Der Peschmerga der PDK-I hatte er sich im Alter von 19 Jahren angeschlossen. Beim letzten Parteitag wurde er in das Zentralkomitee der Partei gewählt.
Anschläge durch iranische Geheimdienste in Südkurdistan
In Südkurdistan sind in den letzten Jahren vermehrt Anschläge beziehungsweise Attentatsversuche auf kurdische Oppositionelle durch iranische Geheimdienste festgestellt worden. Vor einem Jahr hatte die iranische Luftwaffe in der Nähe von Çoman ein Dorf bombardiert. Der Drohnenangriff galt einer Versammlung der PDK-I. Verletzt wurde niemand, es entstand allerdings ein Flächenbrand.
Vor drei Wochen wurde in Silêmanî der politische Aktivist Behrouz (Rebin) Rahimi getötet. Der aus Sine stammende Aktivist lebte seit 2012 in Südkurdistan, da er in Ostkurdistan vom iranischen Regime verfolgt wurde. Am 14. Juli lauerten ihm Unbekannte in einer Limousine mit abgedunkelten Scheiben an seinem Arbeitsplatz auf und gaben mehrere Schüsse auf ihn ab. Rahimi verstarb wenig später in einem Krankenhaus.
Der Morde an Rahimi wurde von einer Überwachungskamera eingefangen | Video: KHRN
Für großes Entsetzen innerhalb der kurdischen Gesellschaft sorgte vor drei Jahren die Ermordung von Iqbal Moradi. Der bekannte Menschenrechtsaktivist und Vater des im Iran hingerichteten politischen Gefangenen Zanyar Moradi war am 17. Juli 2018 tot im Kreis Pêncwên im Fluss Hecî Awa entdeckt worden. Seine Leiche wies massive Spuren von Folter auf, mehrere Einschusslöcher deuteten zudem auf eine Hinrichtung hin. Zehn Jahre zuvor hatten iranische Pasdaran bereits ein erstes Attentat auf Moradi verübt, das er nur knapp überlebte.