Kurdische politische Gefangene werden in der Türkei weit entfernt von ihren Familien inhaftiert. So sollen die Verbindungen zu ihren Heimatstätten und Familien durchtrennt werden. Gefangene werden immer öfter, ohne dass den Angehörigen eine Mitteilung gemacht wird, in Hunderte Kilometer weit von ihrer Heimat liegende Vollzugsanstalten verlegt.
Perihan Karaman: In politischem Verfahren zu neun Jahren Haft verurteilt
Perihan Karaman, die mit Cihan Karaman (HDP), dem vom Innenministerium suspendierten und durch einen Zwangsverwalter ersetzten Ko-Bürgermeister von Colemêrg (tr. Hakkari), verheiratet ist, wurde am 29. Januar 2021 festgenommen und inhaftiert. Sie wurde zu neun Jahren und zwei Monaten wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ und „Propaganda für eine Terrororganisation“ verurteilt. Nach ihrer Festnahme in Colemêrg und Inhaftierung im etwa 200 Kilometer entfernten Wan wurde sie in ein Gefängnis im über 500 Kilometer entfernten Amed (Diyarbakır) verlegt.
Perihan Karaman wurde ins über 500 Kilometer entfernte Gefängnis in Amed verlegt
Cihan Karaman protestiert gegen die als „Verbannung“ kritisierte Praxis der Verlegung von Gefangenen an weit entfernte Orte und sieht in diesem Vorgehen das Ziel, die Angehörigen vom Kampf abzubringen, sie von den Gefangenen zu trennen, ihre Hoffnungen zu zerstören, sie einzuschüchtern und sie in eine finanziell schwierige Situation zu bringen.
„Freiheit für alle politischen Gefangenen“
Cihan Karaman fordert die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen und berichtet über das Engagement von Perihan Karaman in der HDP und vor allem in der Frauenbewegung. Er erklärt: „Alle unsere Genossinnen und Genossen, die diesen Kampf führen, wurden auf der Grundlage von falschen Anklagen inhaftiert. Meine Frau hat auf der Grundlage von gefälschten ‚Beweisen‘ und nicht existenten ‚geheimen Zeugen‘ eine Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren erhalten. Dabei handelt es sich um eine Teilstrafe wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft. Nach zwei Monaten im Gefängnis in Wan wurde sie, ohne dass wir informiert wurden, nach Amed verlegt.“
„Unsere Hoffnung auf Freiheit ist unverbrüchlich“
Karaman weist darauf hin, dass es viele Gründe für die Verbannung von Gefangenen und die Trennung von Familien gebe: „Das größte Ziel dahinter ist es, die Familien vom Kampf abzubringen, sie von den Gefangenen zu trennen, ihre Hoffnungen zu zerstören, sie einzuschüchtern und sie in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen. Aber es gibt etwas, das der Staat vergisst. Egal was sie tun, sie können weder unsere Hoffnung auf Freiheit noch die unserer Genossinnen und Genossen brechen.
„Verhaftungen und Verbannungen hängen mit Kriegspolitik zusammen“
Die Familien sollen in eine schwere Situation gebracht und die Kommunikation zwischen ihnen und den Gefangenen unterbrochen werden. Aber es ist allgemein bekannt, dass dies keine Ergebnisse bringen wird. Solange die Kriegs-, Verleugnungs- und Vernichtungspolitik anhält, werden die Verhaftungen und Verbannungen leider weitergehen. Sie werden weitergehen, bis das kurdische Volk und die anderen unterdrückten Völker gemeinsam eine demokratische Republik aufgebaut haben, bis ein Umfeld geschaffen ist, in dem jeder Mensch sich frei in seiner eigenen Sprache, mit seiner Religion und Kultur äußern kann. In diesem Sinne lade ich alle Menschen ein, sich in unserer politischen Partei zu organisieren, und ich lade sie zum gemeinsamen Kampf ein.“