Der Iran hat die Todesurteile gegen zwei Menschen vollstreckt. Den beiden wurde vorgeworfen, gotteslästerliche Beleidigungen gegen den Islam und den Propheten im Internet verbreitet zu haben. Dies wurde am Montag auf dem iranischen Justizportal Misan Online verkündet. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenseite Irna wurden die Angeklagten frühmorgens hingerichtet. Erst am Wochenende hat die Islamische Republik einen schwedisch-iranischen Staatsbürger hingerichtet.
Nach Darstellung der Regimejustiz sollen die beiden Männer namens Jusuf Mehrdad und Sadrollah Faseri Sare unter anderem gotteslästerliche Beleidigungen gegen den Islam und den Propheten im Internet verbreitet haben. Auch hätten sie angeblich Kontakt zu anti-religiösen Netzwerken gehabt. Die iranische Justizbehörde erwähnt zudem ein Video über eine Koranverbrennung auf dem Handy Mehrdads.
Vorwurf der Gotteslästerung
Im schiitisch geprägten Iran werden Todesurteile wegen des Vorwurfs der Blasphemie äußerst selten vollstreckt. Wann in dem Land die letzte Hinrichtung wegen Gotteslästerung vollzogen wurde, ist nicht bekannt. Auch in anderen Ländern des Nahen Ostens, wie etwa Saudi-Arabien, können Todesurteile wegen Blasphemie verhängt werden.
Schwedisch-iranischer Aktivist hingerichtet
Erst am Wochenende wurde in Iran ein schwedisch-iranischer Staatsbürger exekutiert. Habib Faradschollah Chaab waren „terroristische Aktivitäten“ zur Last gelegt worden. Der politische Aktivist war seit Oktober 2020 in Iran inhaftiert, nachdem er während einer Türkei-Reise vom iranischen Regime verschleppt und einen Monat später in Teheran vor Gericht gestellt worden war. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, 2018 als Anführer einer „Separatistengruppe“ an einem Anschlag auf eine Militärparade in der Stadt Ahwaz im Südwesten des Landes mit mehreren Toten und Verletzten beteiligt gewesen zu sein.
IHR: 205 Hinrichtungen in diesem Jahr
In diesem Jahr wurden bereits mindestens 205 Menschen in Iran hingerichtet. Die Zahl ist der Webseite der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) zu entnehmen. IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam wirft der internationalen Gemeinschaft Versagen vor. Die jüngsten Hinrichtungen sollten ein Wendepunkt für Länder sein, die das Recht auf freie Meinungsäußerung respektieren, aber weiterhin Beziehungen mit dem iranischen Regime aufrecht erhielten. Die Weigerung der Staatengemeinschaft, eindeutig Stellung zu beziehen gegen die Verhängung der Todesstrafe in Iran werde von der Islamischen Republik „und anderen Gleichgesinnten“ als grünes Licht für die Praxis der Hinrichtungsmaschinerie gewertet, so Amiry-Moghaddam. „Dies kann das Recht auf freie Meinungsäußerung weltweit ernsthaft gefährden.“
Der IHR-Direktor hat zudem vor weiteren Hinrichtungen in Ahwaz gewarnt. Sechs zum Tode verurteilte politische Gefangene, denen wie im Fall von Chaab eine Beteiligung an der Gruppe „Harakat al-Nidal“ (Arabische Bewegung zum Kampf für die Befreiung von Ahwaz) vorgeworfen wird, seien laut Amiry-Moghaddam im Zentralgefängnis von Ahwaz zur Vorbereitung auf ihre Hinrichtung in Einzelhaft verlegt worden.