Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Hinrichtungen in Iran laut Menschenrechtsgruppen stark gestiegen. Unter der repressiven Staatsführung des klerikalfaschistischen Mullah-Regimes habe es im Vorjahresvergleich um rund 75 Prozent mehr Exekutionen gegeben, berichteten die in Norwegen ansässige NGO Iran Human Rights (IHR) und die französische Organisation ECPM am Donnerstag.
Dem Bericht zufolge wurden in dem islamistisch regierten Land 2022 mindestens 582 Gefangene hingerichtet, im Vergleich zu 333 im Jahr 2021. Fast die Hälfte der Todesstrafen wurde demnach jeweils wegen Mordes oder Drogendelikten verhängt. Drei Prozent der Exekutierten seien gemäß der Scharia, dem islamischen Recht, mit den umstrittenen Anklagen „Kriegsführung gegen Gott“ und „Korruption auf Erden“ verurteilt worden. 16 aller Hingerichteten waren Frauen, drei weitere seien minderjährig gewesen. 2022 markierte insgesamt die höchste Hinrichtungszahl in Iran seit 2015.
Hoher Anteil ethnischer Minderheiten unter Hingerichteten
Der Anstieg der Hinrichtungen deute dem Bericht zufolge darauf hin, dass die Todesstrafe als „Druckmittel“ und „repressiver Hebel“ zur Bewältigung der sozialen Probleme des Landes eingesetzt werde. IHR und ECPM kritisieren darüber hinaus den hohen Anteil ethnischer Minderheiten unter den Hingerichteten. Besonders hart betroffen von der Welle der Exekutionen im vergangenen Jahr war demnach die belutschische Minderheit. Ihre Angehörigen machten etwa 30 Prozent aller Hingerichteten in 2022 aus – obwohl die belutschische Bevölkerung nur zwischen zwei und fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Irans ausmacht. Die „absolute Mehrheit“ der wegen ihrer politischen Zugehörigkeit hingerichteten Personen gehörte dagegen der kurdischen Minderheit an, heißt es weiter. Mehr als 88 Prozent aller Hinrichtungen wurden jeweils im Geheimen und ohne vorherige Benachrichtigung ihrer Rechtsbeistände und Familien vollstreckt.
Todesstrafe als Druckmittel
Ethnische Minderheiten gehören zu den sozioökonomisch marginalisierten Gruppen in Iran. Die Todesstrafe sei Teil ihrer systematischen Diskriminierung und umfassenden Unterdrückung, betont der Bericht. Auch Amnesty International wirft der Führung in Teheran vor, die Todesstrafe als „Instrument der Unterdrückung“ ethnischer Minderheiten einzusetzen. Am häufigsten sind nach Belutsch:innen und Kurd:innen die arabischen Ahwazi in Chuzestan von Exekutionen betroffen.
Teilnehmer der Revolte hingerichtet
Das Regime ließ auch vier Teilnehmer der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte exekutieren. Auslöser des Volksaufstands war der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige aus Seqiz wurde Mitte September von iranischen Sittenwächtern wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strengen Kleidungsvorschriften festgenommen und im Polizeigewahrsam zu Tode misshandelt. Seit Anfang des Jahres registrierte IHR bereits 151 Hinrichtungen in Iran.