In Iran wurde die Mutter der während der Proteste im Jahr 2022 getöteten Demonstrantin Nika Shakarami festgenommen. Nasrin Shakarami sei am Mittwoch an ihrem Wohnort in Chorramabad von Regimekräften abgeführt worden, teilte ihre Tochter Aida Shakarami am Abend auf X mit. „Ich habe keine Informationen über den Grund ihrer Verhaftung oder die Anklage“, hieß es in dem Post weiter.

Nika Shakarami war eine von hunderten Teilnehmenden der „Jin Jiyan Azadî“-Revolution, die bei Protesten nach dem Tod von Jina Mahsa Amini ermordet wurden. Die 22-jährige Kurdin starb Mitte September 2022 im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen angeblicher Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften von der Sittenpolizei festgenommen worden war. Ihr Tod löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus – die vom Regime brutal niederschlagen wurden. Menschenrechtsorganisationen schätzen die Zahl der von Regimekräften getöteten Demonstrierenden auf mehr als 550.

Die damals 16-jährige Nika Shakarami verschwand am 20. September 2022 während der ersten „Jin Jiyan Azadî“-Proteste in Teheran. Acht Tage später wurde ihrer Familie ihr Leichnam übergeben. In einem Video, das Nasrin Shakarami etwa zwei Wochen nach dem Tod ihrer Tochter aufnahm, erklärte sie, die Gerichtsmedizin habe als Todesursache „mehrfache Schläge mit einem harten Gegenstand auf den Kopf“. Die offizielle Version der iranischen Behörden während der Proteste lautete, dass Nika Shakarami von einem noch nicht fertiggestellten Gebäude in der Nähe des Hauses ihrer Tante gesprungen sei und Selbstmord begangen habe.

Geleakter Bericht enthüllt: Nika wurde sexuell missbraucht und zu Tode geprügelt

Vergangenen April ging aus einem an die „BBC“ geleakten Bericht hervor, dass Nika Shakarami nach einer Demonstration im Stadtzentrum von Teheran festgenommen und durch Sicherheitskräfte zunächst sexuell missbraucht worden sein soll, bevor sie anschließend mit Schlagstöcken zu Tode geprügelt wurde. Der leblose Körper der Jugendlichen wurde demnach später unter einer Autobahn zurückgelassen. Der als „streng vertraulich“ eingestufte Bericht soll laut BBC-Recherchen von Beteiligten verfasst worden sein und thematisiert demnach eine Anhörung zu Shakaramis Fall, die von den islamischen Revolutionsgarden abgehalten wurde.

Foto: Nasrin Shakarami am Grab ihrer Tochter, 2023 | Bildquelle: Social Media