Irans Revolutionsgarde verschleppt Cousin von Hingerichtetem

Reza „Gholamreza“ Rasaei ist die zehnte Person, die im Zusammenhang mit den „Jin Jiyan Azadî“-Protesten im Iran hingerichtet wurde. Nun soll sein Cousin vom Geheimdienst der Revolutionsgarde verschleppt wurden sein.

Amirhossein Haghjouyan

Einige Wochen nach der Exekution eines Demonstranten in Rojhilat ist einem Bericht zufolge ein Familienangehöriger festgenommen worden. Wie die in Frankreich ansässige Menschenrechtsorganisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) am Montagabend mitteilte, wurde der Cousin des hingerichteten Reza Rasaei in der Provinz Kirmaşan (Kermanschah) vom Geheimdienst der iranischen Revolutionsgarde verschleppt. Amirhossein Haghjouyan soll öffentlich gegen die Inhaftierung und spätere Hinrichtung Rasaeis protestiert haben, hieß es. Dem KHRN zufolge wurde er gestern früh festgenommen, als der Gärtnereibetrieb seiner Eltern in der Stadt Sehne (Saheh) von etwa 20 Agenten der Revolutionsgarde überfallen und durchsucht wurde. Sein derzeitiger Aufenthaltsort sei nicht bekannt.

Am 6. August hatte Irans Justiz Reza „Gholamreza“ Rasaei im Dizel-Abad-Gefängnis in Kirmaşan heimlich hinrichten lassen. Der 34-jährige Angehörige der kurdischen Yarsan (Ahl-e Haqq) soll laut dem Regime während den landesweiten „Jin Jiyan Azadî“-Protesten einen Geheimdienstler der Revolutionsgarde am Rande einer Gedenkfeier für ein geistliches Oberhaupt getötet haben.

Nach seiner Festnahme im November 2022 in Teheran fiel Rasaei etwa vier Monate dem Verschwindenlassen zum Opfer. Laut dem KHRN und Amnesty International wurde er während dieser Zeit bei Verhören in verschiedenen Hafteinrichtungen in Kirmaşan gefoltert und anderweitig misshandelt, um ein „Geständnis“ zu erzwingen, unter anderem durch Elektroschocks, das Erzeugen von Erstickungsängsten durch eine Plastiktüte über dem Kopf, das Aufhängen an den Gliedmaßen, Prügel und sexualisierte Gewalt. Dieses erpresste Geständnis wurde später vor Gericht als einziges „Beweismittel“ gegen Rasaei verwendet. Im Oktober 2023 wurde er wegen „Mordes“ schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er hat wiederholt jegliche Beteiligung am Tod des Sicherheitsbeamten bestritten.

Beerdigung unter Zwang und Aufsicht

Reza Rasaei ist die zehnte Person, die im Zusammenhang mit den Protesten „Jin Jiyan Azadî“ hingerichtet wurde. Nur wenige Stunden, nachdem sie die Familie über seine Hinrichtung informiert hatten, zwangen die Behörden die Angehörigen, Rasaeis Leichnam in einem abgelegenen Gebiet weit weg von seinem Zuhause und in Anwesenheit von Sicherheitskräften zu begraben. Nur wenige Familienmitglieder durften bei der Beerdigung anwesend sein.

Jin Jiyan Azadî

Auslöser der Protestwelle im Herbst vor zwei Jahren war der Tod der jungen n Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb Mitte September 2022 im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen angeblicher Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften von der Sittenpolizei festgenommen worden war. Ihr Tod löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus – die vom Regime brutal niederschlagen wurden. Mindestens 550 Demonstrierende wurden laut Menschenrechtsorganisationen getötet, tausende weitere verletzt. Zudem wurden über 22.000 Menschen festgenommen.