Haft für Bruder von getötetem „Jin Jiyan Azadî“-Demonstrant
Zwei Jahre nach dem Tod eines kurdischen Demonstranten der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung in Ûrmiye ist dessen Bruder von der iranischen Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
Zwei Jahre nach dem Tod eines kurdischen Demonstranten der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung in Ûrmiye ist dessen Bruder von der iranischen Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
Zwei Jahre nach dem Tod eines Kurden im Zuge der „Jin Jiyan Azadî“-Revolte ist dessen Bruder von der iranischen Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Wie das Kurdistan Human Rights Network (KHRN) am Montag berichtete, verhängte ein Revolutionsgericht in der kurdischen Stadt Ûrmiye (Urmia) eine Freiheitsstrafe von acht Monaten gegen Sayyad Darvishi. Dem 30-Jährigen wurde die Verbreitung regierungsfeindlicher Propaganda sowie die Teilnahme an sicherheitsgefährdenden Demonstrationen vorgeworfen. Laut dem KHRN wurde er bereits in das Zentralgefängnis in Ûrmiye überstellt. Er hätte vergangene Woche eine schriftliche Vorladung der Staatsanwaltschaft erhalten und sei noch im Büro des Anklägers verhaftet worden, hieß es.
Sayyad Darvishi ist der Bruder von Farjad Darvishi (23), der am 20. September 2022 von Regimekräften in Ûrmiye getötet wurde. Er hatte sich an einer Demonstration gegen den Tod von Jina Mahsa Amini beteiligt und tödliche Verletzungen durch Schrotkugeln erlitten. Amini, eine 22-jährige Kurdin aus Seqiz, war wenige Tage zuvor in Teheran gestorben, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung der Mullahs festgenommen worden war. Ihre Ermordung hatte die „Jin Jiyan Azadî“-Revolte und damit die schwersten Proteste seit Gründung der Islamischen Republik Iran erst ausgelöst.
Farjad Darvishi | Quelle: KHRN
Sayyad Darvishi ist nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit den Protesten der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung im Gefängnis. Erstmals verhaftet wurde er Anfang November 2023. Nach Angaben des KHRN wurde er damals über mehrere Wochen in einem Internierungslager des iranischen Geheimdienstministeriums in Ûrmiye festgehalten, wo er körperliche und seelische Folter erdulden musste, weil man ein Geständnis von ihm erzwingen wollte. Anschließend kam er in das örtliche Zentralgefängnis, das er am 31. Dezember 2023 nach Hinterlegung einer Kaution in Höhe von rund 25.000 US-Dollar verlassen konnte. Laut dem KHRN wurde ihm während seiner Haft der Zugang zu einem Rechtsbeistand sowie Kontakt zu seinen Angehörigen verweigert.
Hunderte Tote bei Protesten
Die Proteste der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung begannen in den kurdischen Städten Seqiz und Sine am Abend der Beerdigung von Jina Mahsa Amini. Der kurdische Slogan „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) wurde schnell zum gemeinsamen Slogan der Protestbewegung, die das gesamte Land erfasste und an deren vorderster Front Frauen standen. Der iranische Staatsapparat ließ die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen; mehr als 550 Menschen starben, tausende weitere wurden verletzt. Mindestens zehn Demonstranten wurden im Zusammenhang mit der Revolte hingerichtet. Zudem sind mehr als 22.000 Menschen festgenommen worden.