In einem iranischen Gefängnis in Sine ist diese Woche eine kurdische Gefangene hingerichtet worden. Das teilt die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw mit. Das Todesurteil gegen die Frau sei bereits am vergangenen Mittwoch vollstreckt worden. Informationen über Identität und Alter seien allerdings unklar, da das Regime die Hinrichtung nicht angekündigt habe. Bekannt sei lediglich, dass die Frau bei ihrer Festnahme unter Mordverdacht stand und von einem Revolutionsgericht zum Tode verurteilt wurde. Auch iranische Staatsmedien haben von dem Fall bislang nicht berichtet.
Belutschischer Aktivist gehängt
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind im Iran mindestens 28 Gefangene seit Dezember hingerichtet worden. Am Freitag hatte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf das Regime in Teheran für die „Serie von Exekutionen“ verurteilt und iranische Behörden aufgefordert, die Hinrichtung des seit fünfeinhalb Jahren inhaftierten belutschischen Aktivisten Javid Dehghan Khald auszusetzen – doch vergeblich. Der 31-Jährige, dem die Zusammenarbeit mit regimekritischen Gruppen vorgeworfen wurde, ist diesen Samstag in einem Gefängnis in Zahedan, der Hauptstadt der iranischen Provinz Sistan und Belutschistan, gehängt worden.
Javid Dehghan Khald | Quelle: Social Media
Kurde aus Bayern in den Iran abgeschoben
Trotz der dramatischen menschenrechtlichen Lage vor Ort haben die deutschen Behörden am Freitag einen Kurden in den Iran abgeschoben. Ebrahim Abdi Jenekanlo lebte seit zehn Jahren in der Oberpfalz, nun droht ihm lange Haft, Folter und womöglich auch die Hinrichtung. Jenekanlo stammt aus einer regimekritischen Familie im ostkurdischen Makû, die deswegen vielfach verfolgt wird. Ein Bruder sitzt seit 26 Jahren in einem iranischen Gefängnis, ein anderer wurde in Haft so massiv gefoltert, dass er seitdem gelähmt ist, ein dritter hat in Finnland Asyl bekommen, ein weiterer musste in den Irak flüchten. Auch Jenekanlos Mutter wurde in Haft gefoltert – und ist mittlerweile an den Folgen der ihr zugefügten Verletzungen gestorben. Jenekanlo selbst wurde vor seiner Flucht aus dem Iran aufgrund der Teilnahme an einer Demonstration inhaftiert und gefoltert. Nur mit Hilfe seiner Familie kam er frei, aus Angst vor einer erneuten Inhaftierung und Folter flüchtete er anschließend.
Hälfte aller Todeskandidaten Angehörige von Minderheiten
Laut Hengaw machen Kurdinnen und Kurden ein Viertel aller Opfer von Hinrichtungen im Iran aus. Mindestens genauso viele zum Tode verurteilte Gefangene setzen sich aus Angehörigen anderer Minderheiten im Land zusammen. Vergangenes Jahr wurden den Zahlen der Organisation zufolge mindestens 59 Kurd*innen im Iran hingerichtet. Vier der Opfer seien wegen politischer Straftaten verurteilt worden, 51 weitere erhielten wegen „vorsätzlichen Mordes“ die Todesstrafe.