Iran: Hungerstreikende Frauenrechtlerin im Krankenhaus

Die im Iran inhaftierte Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh ist nach einem 40-tägigen Hungerstreik in ein Teheraner Krankenhaus eingeliefert worden.

Die im Iran inhaftierte Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh ist nach einem 40-tägigen Hungerstreik in ein Teheraner Krankenhaus eingeliefert worden. Die 57-Jährige habe sehr viel Gewicht verloren und sei „ernsthaft geschwächt“, sagte ihr Ehemann Reza Khandan am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Sotoudeh hatte mit ihrem am 11. August begonnenen Hungerstreik gegen die katastrophalen Haftbedingungen während der Corona-Pandemie protestiert und die Freilassung von politischen Gefangenen gefordert.

In Iran haben sich nach offiziellen Angaben bislang mehr als 422.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, über 24.000 starben an den Folgen der Infektion. Wegen der Ansteckungsgefahr hatte das Regime in Teheran fast 90.000 Häftlinge nach Ausbruch der Pandemie vorläufig freigelassen. Politische Gefangene wurden bisher ähnlich wie in der Türkei von der Maßnahme ausgeschlossen.

Laut Reza Khandan sei das Krankenhaus „kein sicherer Ort“ für Sotoudeh, vor allem mit Blick auf die Corona-Pandemie. Viele infizierte Patienten würden nicht „ordentlich isoliert“, er mache sich große Sorgen um seine Frau, erkläre Khandan nach einem Besuch im Krankenhaus. Die ganze Lage sei sehr schwierig, weil die Haftanstalt nicht kooperiere. Die Gefängnisverwaltung habe die Familie nicht einmal über Sotoudehs Krankenhausaufenthalt informiert. Ihre Angehörigen erfuhren Khandan zufolge über einen Mitgefangenen davon.  

International bekannte Menschenrechtsverteidigerin

Nasrin Sotoudeh befindet sich seit mehr als zwei Jahren in iranischer Haft, nachdem sie zu einer Freiheitsstrafe von 33 Jahren sowie 148 Peitschenhieben verurteilt wurde. Die 57-jährige Rechtsanwältin ist international als Menschenrechtsverteidigerin bekannt und hat unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi verteidigt und sich für Frauen eingesetzt, die gegen das Kopftuchgebot protestiert haben. Sie war bereits in der Vergangenheit wegen ihres Einsatzes für Menschenrechte in iranischer Gefängnishaft, wo sie zuletzt jedoch 2013 nach internationalen Protesten entlassen wurde.

DRB: Symbolfigur der iranischen Bürgerrechtsbewegung

Vergangene Woche wurde Nasrin Sotoudeh in Berlin vom Deutschen Richterbund (DRB) mit dem Menschenrechtspreis 2020 ausgezeichnet. Damit würdigt der DRB ihren „mutigen und unermüdlichen Einsatz für Menschrechte und Rechtsstaatlichkeit”, durch den sie „zu einer Symbolfigur der iranischen Bürgerrechtsbewegung geworden ist”. 2012 wurde Sotoudeh mit dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet.