„Hört jemand die Stimmen der Menschen im Gefängnis von Patnos?“

Der im L-Typ-Gefängnis von Patnos in der Türkei inhaftierte politische Gefangene Burhan Şık klagt „rechtswidrige und unmenschliche Behandlung“ an, darunter systematische Folter, Isolation und Misshandlung.

In einem Brief beschreibt der politische Gefangene Burhan Şık die erschütternde Situation im Gefängnis von Patnos und appelliert an die Öffentlichkeit. Şık schreibt, dass die Gefangenen aufgrund der Bedingungen in Lebensgefahr schweben, und führt in mehreren Punkten die grausamen Haftbedingungen auf. Mit der Ernennung von Ahmet Ergün zum Gefängnisdirektor haben sich die Bedingungen massiv verschlechtert, klärt er auf. Durch Folter, Misshandlung und vollständige Isolation sollen die Gefangenen in den Suizid getrieben werden. Er führt unter anderen folgende Rechtverletzungen auf:

Recht auf Information existiert nicht mehr

Seit einem Jahr werden keine Zeitungen mehr ins Gefängnis gelassen und alle Radios wurden beschlagnahmt. Wird bei einem Gefangenen ein Radio entdeckt, wird eine Disziplinarstrafe verhängt.

Kranke werden nicht behandelt

Kranke Gefangene werden nicht versorgt. Innerhalb des vergangenen Jahres gab es aus diesem Grund mehrere Todesfälle. Im Moment befinden sich weitere Gefangene an der Schwelle zum Tod. Sie wurden auf die sogenannte Krankenstation gebracht, aber nicht behandelt.

Keine gemeinsamen Aktivitäten mehr

Alle gemeinsamen Aktivitäten der Gefangenen werden willkürlich eingeschränkt.

Beschlagnahme von Alltagsbedarf

Eimer, Wischmöppe, Waschschüsseln, Teller, Nachttöpfe und viele andere Dinge wurden für zwanzig bis dreißig Personen auf ein oder zwei beschränkt. Nahrungsmittel werden beschlagnahmt und verfaulen in den Depots.

Permanente Zellenrazzien – Gefangene zum Suizid aufgefordert

Zu den Zellenrazzien heißt es in dem Brief: „Jeden Tag führen sie Zellenrazzien durch und werfen unsere Sachen durcheinander, beschlagnahmen willkürlich vollkommen unproblematische Dinge, beschädigen die übrigen Sachen und beleidigen und bedrohen die Gefangenen. Bei jeder Razzia werden Gefangene zum Suizid aufgefordert. Sie sagen: ‚Wir wissen, dass ihr euch umbringt, ihr verbrennt euch, hängt euch auf oder verletzt euch.‘ Und wir wissen, dass es nach den Razzien immer wieder zu Selbstverletzungen und Suizidversuchen kommt.“

Repression gegen Besucher

Beim Besuch werden die Angehörigen unter Druck gesetzt, beleidigt und bedroht. Sie werden bis hin zur Unterwäsche durchsucht und mit Inhaftierung bedroht.

Schmutziges, kaltes Wasser

Seit zwei Jahren kommt nach Fäulnis stinkendes Wasser aus den Hähnen. Es scheint direkt aus der Kanalisation zu kommen. Die Gefangenen erhalten kein warmes Wasser.

Foltereinheit aus besonders brutalen Wächtern gebildet

Zur Folter heißt es in dem Brief: „Es wurde eine Gruppe von besonders aggressiven Wächtern gebildet, die Freude daran hat, zu foltern. Sie greift zu jeder Zeit immer wieder vollkommen unberechenbar an. Wenn wir uns bei den Direktoren über diese Situation beschweren, sagen sie: ‚Wir können das nicht kontrollieren.‘ Das ist nichts weiter als eine offene Drohung. So wie wir Menschen sehen, die in den Gängen auf den Boden geworfen werden, beleidigt werden, in eine Ecke gezogen und dort bedroht, geschlagen und in Bunker geworfen werden, so ergeht es uns selbst auch.“

Willkürliche Disziplinarstrafen

Weiterhin werden in dem Gefängnis willkürlich Disziplinarstrafen verhängt. So berichtet Şık, dass Strafen beispielsweise fürs Tanzen verhängt werden. Durch willkürliche Disziplinarstrafen wird jede soziale Aktivität verhindert.

Die unmenschliche Behandlung muss aufhören

Er schließt mit den Worten: „Ich rufe alle Zeitungen, Autoren, Intellektuellen, das Fernsehen, die Parteien, die Gesellschaft, alle Institutionen und Menschen mit Gewissen, die unsere Stimme hören, dazu auf, sich für ein Ende der unmenschlichen Behandlung einzusetzen und die Situation aufmerksam zu verfolgen.“