Im T-Typ-Gefängnis Batman (ku. Êlih) sind 15 Gefangene mit zweiwöchiger Einzelhaft bestraft worden. Der Disziplinarausschuss der Gefängnisverwaltung wirft ihnen vor, zu kurdischen Liedern getanzt und damit Propaganda für die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betrieben zu haben.
Einer der Betroffenen ist der 72-jährige Mehmet Emin Çam. Er ist halbseitig gelähmt und wird vom Menschenrechtsverein IHD auf der Liste schwer kranker Gefangener in der Türkei geführt. Seine Tochter Şimel Çam erklärte gegenüber MA, ihr Vater habe aufgrund einer linksseitigen Lähmung Schwierigkeiten beim Laufen und weitere gesundheitliche Probleme. Bei einem Besuch im Gefängnis am Mittwoch habe sie nachgefragt, ob er wirklich getanzt habe. „Er zeigte auf seine gelähmte Seite und sagte: Wie soll ich in diesem Zustand tanzen?“, berichtete Şimel Çam. Die angeordnete Disziplinarstrafe sei bisher nicht vollstreckt worden.
Mehmet Emin Çams Ehefrau Naime Çam erzählte, dass die Familie seit den 1990er Jahren staatlicher Repression ausgesetzt ist und aus dem Landkreis Heskîf (tr. Hasankeyf) vertrieben wurde, weil ihr Mann als „Dorfschützer“ verpflichtet werden sollte. Die Familie zog daraufhin nach Sêrt (Siirt). „Wir fordern seit langer Zeit, dass er freigelassen und in einem Krankenhaus behandelt wird. Jetzt ist auch noch eine Bunkerstrafe gegen ihn verhängt worden, weil er angeblich getanzt hat. Als ich ihn besucht habe, konnte er kaum aufstehen. Nicht nur mein Mann, alle kranken Gefangenen müssen entlassen werden. Sie sollen nicht im Sarg aus dem Gefängnis kommen“, sagte Naime Çam.
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