„Der Mörder von Abdullah Canan war ein türkischer Major“
Der kurdische Geschäftsmann Abdullah Canan ist vor 25 Jahren in Gever festgenommen und erschossen worden. Die Initiative der Istanbuler Samstagsmütter fordert die Bestrafung der Täter.
Der kurdische Geschäftsmann Abdullah Canan ist vor 25 Jahren in Gever festgenommen und erschossen worden. Die Initiative der Istanbuler Samstagsmütter fordert die Bestrafung der Täter.
Die Initiative der Istanbuler Samstagsmütter hat auf das Schicksal des vor 25 Jahren in Gever (tr. Yüksekova) ermordeten kurdischen Geschäftsmanns Abdullah Canan aufmerksam gemacht und die Bestrafung der Mörder gefordert. Damit haben sich die Samstagsmütter zum 825. Mal seit ihrer Gründung zu Wort gemeldet, um Aufklärung über den Verbleib von festgenommenen und seitdem vermissten Menschen zu fordern. Aufgrund der Pandemie findet die wöchentliche Aktion der Samstagsmütter nur noch online statt.
Die heutige Erklärung wurde von Abdullah Canans Tochter Nuran Canan verlesen. Sie erklärte einleitend, dass die Initiative der Samstagsmütter seit Jahren für Gerechtigkeit kämpft und sich für die Menschen einsetzt, denen in staatlichem Gewahrsam das Recht auf Leben und Unversehrtheit genommen worden ist: „In der Türkei ist es jedoch nicht möglich, die Verletzung des Rechts auf Leben unabhängig zu untersuchen und zu verfolgen. Staatliche Verantwortliche können nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Wir erfahren keine Gerechtigkeit und können die Rechtsverletzungen nicht verhindern. Gleichermaßen kann die Türkei nicht zu einem Rechtsstaat werden.“
Abdullah Canan ist nach Angaben seiner Tochter am 17. Januar 1996 festgenommen worden. Er war damals 43 Jahre alt und lebte als Geschäftsmann in Gever. Gemeinsam mit sieben Verwandten hatte er vor seiner Festnahme Anzeige gegen Major Mehmet Emin Yurdakul gestellt, der damals Bataillonskommandant des Bergkommandos Yüksekova war. Daraufhin wurde mit zwei weiteren Anzeigestellern ins Büro von Yurdakul vorgeladen und unter Druck gesetzt, damit die Anzeige zurückgenommen wird.
Am 17. Januar 1996 verließ er morgens das Haus, um nach Colemêrg zu fahren. Laut Zeugenaussagen wurde er auf der Fahrt von Soldaten gestoppt, festgenommen und in den Bataillonsstützpunkt gebracht. Seine Familie suchte ihn überall, die Behörden verleugneten jedoch die Festnahme. Am 21. Februar 1996 wurde seine Leiche von Dorfbewohnern gefunden. Sein Körper wies schwere Folterspuren und sieben Einschusslöcher auf. Seine Hände und Füße waren gefesselt, sein Mund zugebunden.
Ein Soldat sagte später vor der Staatsanwaltschaft aus, dass Abdullah Canan auf dem Stützpunkt verhört und gefoltert wurde. Auf Befehl von Major Yurdakul sei er von Hauptmann Nihat Yiğiter erschossen worden. Für den Mord ist niemand zur Rechenschaft gezogen worden, obwohl die Türkei vom europäischen Menschenrechtsgerichtshof verurteilt wurde.