Resul Arslan seit 23 Jahren „verschwunden”

Auf der 620. Mahnwache der IHD-Zweigstelle Amed ist das Schicksal von Resul Arslan thematisiert worden. Der Kurde aus Kerboran wurde zuletzt im Juni 1997 gesehen. Am Tag seines „Verschwindens“ lief in seinem Dorf eine türkische Militäroperation.

Die Initiative „Samstagmütter von Amed“ hat im Rahmen ihrer inzwischen 620. Mahnwache gegen die staatliche Politik des Verschwindenlassens Aufklärung des Schicksals von Resul Arslan gefordert. Der Kurde aus der Ortschaft Tîriwa in der Stadt Kerboran (tr. Dargeçit) bei Mêrdîn wurde zuletzt im Juni 1997 lebend gesehen. Am Tag seines „Verschwindens“ fanden in seinem Dorf Auseinandersetzungen zwischen türkischen Militäreinheiten und der PKK-Guerilla statt. Arslan litt zu dem Zeitpunkt unter seelisch-geistigen Beeinträchtigungen und war in psychiatrischer Behandlung. Nach Angaben seiner Angehörigen verließ er sein Haus „in Schlafanzug und Schlappen“, nachdem er Schussgeräusche vernahm. Danach tauchte er nicht wieder auf.

Zeugenangaben zufolge soll Resul Arslan am besagten Tag am Friedhof des benachbarten Dorfes Germav gesehen worden sein. Jahre später äußerten Dorfschützer, die 1997 an der Operation gegen die Guerilla beteiligt gewesen sein sollen, dass Resul Arslan vermutlich in einem Massengrab liegt, dass türkische Truppen nach den Auseinandersetzungen anlegten. Dort seien die Leichen von insgesamt sieben Menschen verscharrt worden. Weder der genaue Standort des Grabes noch die Identitäten der dort begrabenen Personen sind bekannt.

In der Tradition der Istanbuler Samstagsmütter kommen auch in Amed und anderen Städten Woche für Woche Vermisstenangehörige zusammen, um Gerechtigkeit für ihre von staatlichen Kräften verschwunden gelassenen Männer, Frauen, Söhne, Töchter oder Kinder zu fordern. Jede Woche wird ein anderer Fall vorgestellt, vor allem aus den neunziger Jahren, als das „Verschwindenlassen“ besonders weit verbreitet war. Mit dieser Aktion, die das Motto „Verschwundene finden, Täter verurteilen” trägt, wird versucht, diese Menschenrechtsverletzungen im kollektiven Gedächtnis lebendig zu halten und eine strafrechtliche Ahndung des Verbrechens zu erwirken. Die Aktionen der Angehörigen von Verschwundenen werden von Beginn an zusammen mit den Zweigstellen des Menschenrechtsvereins IHD initiiert. Seit der Corona-Pandemie finden die Mahnwachen virtuell statt.