Chios: Freispruch für Flüchtlingshelfer aus der Türkei

Die im November auf der griechischen Insel Lesbos festgenommen und später verhafteten Flüchtlingshelfer Alican Albayrak und Hüseyin Şahin sind vom Vorwurf der Schlepperei freigesprochen worden.

Die im vergangenen Herbst in Griechenland verhafteten Flüchtlingshelfer Alican Albayrak und Hüseyin Şahin sind freigesprochen worden. Der Prozess gegen die beiden politischen Geflüchteten aus der Türkei wegen den Vorwürfen „Schlepperei“ (Verletzung des Migrationsgesetzes) und „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ fand bereits Anfang der Woche am Bezirksgericht Chios statt. Das Gefängnis haben die beiden nach der Verhandlung verlassen können.

Alican Albyarak und Hüseyin Şahin hatten sich in praktischer Solidarität mit Schutzsuchenden gezeigt und gegen die Durchführung eines Push-Backs von zwei linken Anwälten aus der Türkei eingesetzt. Am 17. November 2020 wurden sie auf der Insel Lesbos festgenommen und von der Polizei misshandelt. Unter anderem mussten sie Nacktdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Später ordnete die Staatsanwaltschaft Chios Untersuchungshaft gegen beide an. Im Gefängnis gingen die Misshandlungen weiter.

In der Türkei haben sich Albayrak und Şahin innerhalb der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (ESP), einer Komponente der Demokratischen Partei der Völker (HDP), für ausgegrenzte Menschen eingesetzt. Beide nahmen am Widerstand von Gezi teil, initiierten Kampagnen gegen die Ausweitung von Drogenkonsum in den ärmeren Stadtvierteln sowie die gezielte Spitzelanwerbung durch Polizeikräfte und mussten immer wieder Verhaftungen, Repression und Gefängnis ertragen. Hüseyin Şahin verließ die Türkei 2019, Alican Albayrak ging vergangenes Jahr ins Exil. Ihre Flucht hinderte sie jedoch nicht daran, ihre politische Arbeit dort fortzusetzen – insbesondere zu Fragen, die die prekäre Situation von Geflüchteten in Griechenland betreffen, zu denen sie selbst gehören.