Bafra: 15 politische Gefangene in Isolationszellen gesperrt

Bei einer Razzia gegen die politischen Gefangenen im Bafra-Gefängnis in Samsun wurde ihre persönliche Habe beschlagnahmt, 15 Gefangene wurden in Einzelhaft genommen.

Die Repression gegen die politischen Gefangenen im Bafra-Gefängnis in Samsun nimmt kein Ende. Wie Angehörige nach Telefongesprächen mit den Gefangenen mitteilen, wurden deren Zellen am 5. und 6. September vom Wachpersonal gestürmt und durchsucht. Beschlagnahmt wurden Tagebücher, Stifte, Hefter und alle persönlichen Gegenstände der Gefangenen. Nach den Razzien wurden 15 politische Gefangene in Einzelhaft isoliert. Bereits zuvor waren erschreckende Berichte aus dem Bafra-Gefängnis an die Öffentlichkeit gelangt.

Der politische Gefangene Cevdet Güneş berichtete seiner Familie per Telefon über die Situation. Güneş war 2016 wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ in Qers festgenommen und inhaftiert und elf Monate später zu zehn Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt worden.

Gefangene werden nicht entlassen

Güneş sagte über die Razzia: „Sie haben uns all unsere Bücher, Schriften, Habseligkeiten und Materialien weggenommen. Immer wieder versuchen sie, Auseinandersetzungen zu provozieren, und greifen uns an. Jetzt sind wir weit voneinander getrennt. Es wird gegen uns ermittelt. Dadurch wird die Entlassung verhindert. Viele von uns sollten bereits frei sein, aber sie werden einfach nicht entlassen.“

Wir fürchten um unser Leben“

Güneş ging insbesondere auch auf die Situation der schwer kranken Gefangenen ein, die unter verschiedenen Vorwänden nicht ins Krankenhaus gebracht würden. Er fuhr fort: „Sie versuchen gerade immer wieder, uns zu provozieren und anzugreifen. Wir fürchten um unser Leben. Wir werden weiterhin Widerstand leisten. Sie wollen den Widerstand zerschlagen. Deswegen versuchen sie, uns zu provozieren.“

Die Gefängnisverwaltung ist verantwortlich, wenn etwas passiert“

Güneş appellierte: „Die Institutionen und Organisationen, die sich mit Menschenrechten befassen, müssen sich mit dieser Situation befassen. Sie sollten sich informieren und Aktionen organisieren. Die Lage ist im Moment nicht gut. Zumindest wollen wir das allen mitteilen und unterstreichen, wenn hier etwas passiert, dass dafür die Gefängnisverwaltung und die Leitung verantwortlich sind.“

Das ist mehr als Unterdrückung“

Cevdets Bruder Servet Güneş erklärt, dass sich die Isolation im Gefängnis verschärft habe und es sich bei den Vorgängen im Bafra-Gefängnis um „brutale Unterdrückung“ handele. Servet Güneş betont, dass sich die Gefangenen gegen schwere Rechtsverletzungen wehren: „Wie weit wird das alles gehen? Ich weiß es nicht. Diese Situation beunruhigt mich und viele andere Menschen. Diese Probleme müssen bekanntgemacht werden. So kann es nicht weitergehen. Sie haben ihre Kleidung und Bücher mitgenommen, und das ist noch nicht alles. Es gibt Menschen, die seit 30 Jahren im Gefängnis sitzen und ihre Strafe bereits abgesessen haben. Wie lange kann man sie drinnen festhalten? Das ist mehr als Repression, das ist Grausamkeit.“ Servet Güneş fährt fort: „Ich stehe immer hinter meinem Bruder, sein Weg ist für mich ein ehrenvoller Weg. Er verteidigt seine eigene Sprache, seine Ehre und seine Integrität und setzt sich weiterhin für diese Sache ein.“

Die Gefangenen werden isoliert und misshandelt“

Besna Beyter ist die Schwester des im gleichen Gefängnis inhaftierten Faruk Beyter. Sie berichtet von einem Telefongespräch mit ihm: „Er hat mich gestern gegen 17 Uhr angerufen. Als er das erste Mal anrief, hörte er sich sehr schlecht an. Er forderte die Anwälte auf, mit der Gefängnisverwaltung zu sprechen, um gegen die Rechtsverletzungen vorzugehen. Mein Bruder gab an, dass im Gefängnis schwere Rechtsverletzungen und Repression stattgefunden hätten und dass 15 seiner Freunde nach der Razzia nacheinander in Bunkerhaft genommen wurden, während er und viele weitere in Einzelzellen gesperrt wurden und ihnen ihre gesamte Habe weggenommen worden sei.“ Ihr Bruder habe gesagt, dass die Wärter alle lebensnotwendigen Dinge der Gefangenen beschlagnahmt hätten, darunter Kleidung, Bücher, Stifte und Bleistifte, und dass die Gefangenen misshandelt würden. Besna Beyter rief die Familien der Inhaftierten, Abgeordnete und Anwält:innen auf, etwas gegen die Angriffe zu unternehmen.