74-Jähriger in Semsûr als „Terrorist“ verhaftet

In Semsûr ist ein 74 Jahre alter Kurde wegen Terrorvorwürfen verhaftet worden. Bei dem Mann handelt es sich um den Bruder von Sabri Ok, Mitglied des Exekutivrats der KCK. Gegen drei weitere Verdächtige in dem Verfahren wurden Meldeauflagen verhängt.

In der nordkurdischen Provinz Semsûr (tr. Adıyaman) ist ein 74-Jähriger wegen Terrorvorwürfen verhaftet worden. Der Mann werde verdächtigt, Mitglied in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein, wie die Staatsanwaltschaft am Freitagabend verlauten ließ. Gegen drei weitere Personen, gegen die im selben Verfahren ermittelt wird, ordnete das Gericht in Semsûr Meldeauflagen an. Bis zu einer gegenteiligen Entscheidung müssen die Betroffenen nun regelmäßig bei den Behörden vorstellig werden und dürfen ihren Wohnort nicht verlassen.

Bei dem nun inhaftierten Mann handelt es sich um Mehmet Ok. Er ist der ältere Bruder von Sabri Ok, ein Mitglied des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK). Die Festnahme erfolgte bereits Anfang der Woche durch die Provinzkommandantur der Gendarmerie (Militärpolizei) Adıyaman. Bei der Durchsuchung seines Hauses wurden diverse Gegenstände beschlagnahmt, die „mit der Terrororganisation assoziiert werden“. So wird ein sichergestelltes Tuch in den Farben grün, rot und gelb ebenso als Beweis für die behauptete PKK-Mitgliedschaft betrachtet wie eine Zeitschrift aus dem Jahr 2008 sowie Fotos, die Ok mit seiner Tochter Arzu zeigen, die vor Jahren zur Guerilla ging.

Die Razzia bei Ok sowie den drei weiteren Betroffenen, bei denen es sich um Verwandte des Mannes handelt – zwei von ihnen leben an der türkischen Ägäisküste in Izmir beziehungsweise in Çorum in der anatolischen Schwarzmeer-Region – basiert auf den Aussagen eines anonymen Zeugen. Dieser hätte angegeben, dass die Beschuldigten im Kontakt zu Sabri und Arzu Ok stünden und bei der PKK für „Materialbeschaffung“ verantwortlich seien. Ok weist die Anschuldigungen zurück und seine Verteidigung bezweifelt, dass der vermeintliche Zeuge überhaupt existiert. Es wird vermutet, dass es sich um einen fiktiven Charakter aus dem Kronzeugenpool der türkischen Polizei für politische Verfahren handelt.

Ob und wann es zu einem Prozess kommt, ist derzeit noch unklar. Mehmet Ok wurde noch am Abend in das Typ-T-Gefängnis von Urfa (ku. Riha) überstellt.