59 Jahre Haft für nichts

Seit drei Jahren sitzt der kurdische Student Baran Barış Korkmaz in der Türkei im Gefängnis. Ihm wird ein Anschlag zum Vorwurf gemacht, der nicht stattgefunden hat. Dennoch hat ein Berufungsgericht die gegen ihn verhängte Haftstrafe bestätigt.

Baran Barış Korkmaz sitzt seit drei Jahren im Hochsicherheitsgefängnis in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Xarpêt (Elazığ) – für nichts. Der 27-Jährige studierte im letzten Semester an der Adnan-Menderes-Universität im westtürkischen Aydın Internationale Beziehungen, als er im Sommer 2016 bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Pêrtag (Pertek) in Dersim festgenommen wurde. Der Vorwurf: „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ und „Vorsätzlicher Mord“.

Die Razzia erfolgte damals bereits kurz nach der Ankunft des Studenten in Pêrtag im leerstehenden Haus der Nachbarn der Familie Korkmaz. Die beteiligten Polizisten behaupteten, im Zuge der Durchsuchung eine Gasflasche im Garten vorgefunden zu haben. Als Begründung für die Festnahme und spätere Inhaftierung von Baran Barış Korkmaz zogen die Behörden eben diese Gasflasche heran, die der junge Mann eigens dort platziert haben soll, um sie bei einem Anschlag zu verwenden. Das Problem: Zu dem vermeintlich geplanten Attentat kam es nicht, da der angebliche Anschlagsplan von der Polizei vorgetäuscht wurde. Alle von der ermittelnden Behörde in Elazığ - deren Polizeichef ebenso wie der Provinzverantwortliche des Militärnachrichtendienstes wegen FETÖ-Mitgliedschaft im Gefängnis sitzt - vorgelegten Beweise wurden vor Gericht widerlegt. Auch ein Polizeispitzel, der im Prozess gegen Korkmaz als sogenannter „geheimer Zeuge“ aufgetreten war, konnte den Studenten nicht wiedererkennen.

Baran Barış Korkmaz, wenige Monate vor seiner Inhaftierung

Dennoch wurde Baran Barış Korkmaz im vergangenen Juli zu einer Freiheitsstrafe von 59 Jahren verurteilt. In der Geschichte der türkischen Republik ist es die bislang höchste Haftstrafe für eine Straftat, die nachweislich nicht begangen wurde. Mehdi Özdemir, der Anwalt des 27-Jährigen, hatte sofort nach der Urteilsverkündung Rechtsmittel bei der nächsthöheren Instanz eingelegt. Am Freitag hat das Berufungsgericht von Erzurum entschieden und das Urteil gegen Korkmaz bestätigt. Özdemir hat angekündigt, vor das Verfassungsgericht zu ziehen.