112 Arbeitsmorde im Januar in der Türkei
Die Türkei ist weiterhin einer der gefährlichsten Arbeitsorte der Welt. Der gewerkschaftsnahe Verband für Arbeitsplatzsicherheit İSİG hat im Vormonat mindestens 112 tödliche Arbeitsunfälle gezählt.
Die Türkei ist weiterhin einer der gefährlichsten Arbeitsorte der Welt. Der gewerkschaftsnahe Verband für Arbeitsplatzsicherheit İSİG hat im Vormonat mindestens 112 tödliche Arbeitsunfälle gezählt.
Im Januar sind in der Türkei mindestens 112 Menschen bei der Arbeit ums Leben gekommen. Das geht aus dem jüngsten Bericht aus gewerkschaftlich erfassten oder medial veröffentlichten tödlichen Arbeitsunfällen des Verbands für Arbeitsplatzsicherheit (İşçi Sağlığı ve İş Güvenliği, İSİG) hervor.
Die Zahl der tödlichen Arbeitsunglücke ist in der Türkei so hoch wie in kaum einem anderen Land. Im letzten Jahr starben sogar mindestens 1736 Menschen bei der Arbeit. Die meisten Opfer waren prekär Beschäftigte. Gewerkschaften sprechen deshalb von sogenannten „Arbeitsmorden“.
Bei zwölf der im Vormonat tödlich verunglückten Arbeiter*innen handelt es sich laut der Bilanz von İSİG um Frauen, weitere drei waren Minderjährige – eines davon unter 14 Jahren. Sieben der getöteten Arbeitnehmer*innen waren Flüchtlinge aus Syrien (3), Afghanistan (2), Georgien (1) und Turkmenistan (1). Insgesamt 28 Opfer waren älter als 51 Jahre.
Die meisten der „Arbeitsmorde“ im Januar ereigneten sich in der Landwirtschaft, im Einzelhandel, Bausektor, in der Metall- sowie Textilindustrie und im Tourismus. Die Stadt mit den häufigsten tödlichen Arbeitsunfällen war Istanbul (22), gefolgt von Izmir und Muğla mit jeweils sieben Arbeitsmorden.
Nach Angaben von İSİG waren nur zwei der Getöteten gewerkschaftlich organisiert. Dennoch könnten allerdings weitere Opfer von Arbeitsmorden Mitglied einer Gewerkschaft gewesen sein: „Bei vielen Gewerkschaftsmitgliedschaften handelt es sich leider um solche, die nur auf dem Papier existieren, da es sich nicht um echte Gewerkschaften handelt. Auf der anderen Seite gibt es Verbände, die für ihre getöteten Mitglieder nicht eintreten. Dies ist ein Problem, das wir insbesondere in Bezug auf Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst und Dienstleistungsgewerkschaften beobachten können.”