YBŞ: Keine Verluste bei türkischem Drohnenangriff

Die Türkei hat heute erneut einen völkerrechtswidrigen Drohnenangriff auf Şengal im Nordirak durchgeführt. Nach YBŞ-Angaben sind keine Menschen ums Leben gekommen.

Nach Angaben der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) sind bei dem türkischen Drohnenangriff auf ein Fahrzeug in der Nähe von Xanesor keine Menschen ums Leben gekommen. Das teilt die Kommandantur der YBŞ in einer schriftlichen Erklärung mit. Demnach finden seit zwei Wochen Aufklärungsflüge der Türkei über der Region statt. „Heute wurde eines unserer Autos zwischen 9.30 und 10 Uhr zweimal von einer bewaffneten Drohne angegriffen. Wir haben bei diesen Angriffen keine Verluste erlitten“, erklären die YBŞ.

Die YBŞ-Kommandantur weist darauf hin, dass der türkische Staat die Völker der Region und des Nahen Ostens auf unmenschliche Weise angreift: „Insbesondere gegen die ezidische Gemeinschaft und die Völker der Region befindet sich der türkische Besatzerstaat in ständiger Angriffsposition und setzt unterschiedlichen Methoden der Aggression um.“

Die Türkei will den IS-Genozid in Şengal vollenden“

Seit Şengal von den mörderischen IS-Banden befreit wurde, hätten ständig Drohnenangriffe auf die Bevölkerung stattgefunden, heißt es weiter in der Erklärung: „Ganz offensichtlich will der türkische Staat vollenden, was dem IS nicht gelungen ist.“ Seit dem IS-Genozid von 2014, der von der ezidischen Gemeinschaft als Ferman bezeichnet wird, seien die Menschen in Şengal von der Türkei mit feigen und unethischen Methoden angegriffen worden. Damit werde bezweckt, die vom IS vertriebenen Ezidinnen und Eziden an der Rückkehr in ihre Heimat zu hindern und die Bevölkerung willenlos und verteidigungsunfähig zu machen.

„Der schmutzige Plan des türkischen Staates zielt auf alle erkämpften Errungenschaften unseres Volkes und der Bevölkerung der Region ab. Aus diesem Grund müssen sich die Menschen mit großer Wut erheben und ständig in Aktion sein. Unser Volk muss sich gegen die Besatzer und Völkermörder organisieren“, fordert die YBŞ-Kommandantur und erklärt, die Verteidigung der Region unter allen Umständen fortzusetzen: „Wir werden bis zum letzten Moment unseres Lebens gegen jede Form des Besatzungsangriffs Widerstand leisten und unseren Kampf ausweiten, was es auch kosten mag. Dafür sind wir noch besser vorbereitet und noch stärker als früher.“

Letztes zusammenhängendes Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft

Şengal ist das letzte zusammenhängende Siedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Die YBŞ und die Fraueneinheiten YJŞ wurden nach dem vom „Islamischen Staat“ (IS) 2014 begangenen Genozid und Femizid in Şengal zur Selbstverteidigung gegründet.

Die Türkei führt laufend Drohnenangriffe im Nordirak und in Nordsyrien durch. Der letzte Drohnenangriff in Şengal ereignete sich am 29. August, nach Angaben der Widerstandseinheiten Şengal (YBŞ) wurden zwei Kämpfer dabei verletzt. Am selben Tag wurde im Geflüchtetencamp Mexmûr der Zivilist Evizet Abdullah Abid, Vater von sechs Kindern, bei einem Drohnenangriff getötet. Der türkische Staat macht bei seinen Angriffen keine Unterschiede zwischen bewaffneten Kräften und Zivilbevölkerung. In Şengal werden seit 2017 vermehrt Luftangriffe unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ durchgeführt. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Repräsentant:innen und Einrichtungen des Autonomierats MXDŞ und der Selbstverteidigungseinheiten YBŞ/YJŞ. Bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals Überlebende des IS-Genozids von 2014. Im Juni waren zwei Zivilisten bei einem türkischen Drohnenangriff auf Şengal ums Leben gekommen, darunter auch ein Zwölfjähriger. Im Februar starben drei zivile arabische Arbeiter in mehrstündigen Bombenangriffen auf 22 Ziele. Im Dezember 2021 wurde mit Merwan Bedel, dem Ko-Vorsitzenden der Exekutivkommission des MXDŞ, eine langjährige Kernpersönlichkeit der Autonomieverwaltung bei einem türkischen Drohnenangriff ermordet. Unter den acht Todesopfern eines Luftschlags auf ein Krankenhaus in Sikêniyê im August 2021 befanden sich auch eine Ärztin und Pflegepersonal.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind im August sind 27 Menschen bei türkischen Drohnenangriffen ums Leben gekommen, darunter acht Minderjährige.