Der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E) lädt am 21. Juni dieses Jahres in Leverkusen zum 19. Zîlan-Frauenfestival ein. Das Festival ist ein symbolträchtiges Ereignis im Kampf der kurdischen Frauen und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Verteidigt die Errungenschaften der Frauen mit Jin Jiyan Azadî”. Aufgrund der aktuellen Friedensperspektive wird der diesjährigen Zusammenkunft in der Ostermann-Arena eine besondere Bedeutung zugeschrieben und ist den gefallenen Kämpferinnen des 52-jährigen Freiheitskampfes der kurdischen Bewegung gewidmet.

Die YJK-E beschrieb das Festival als eine Arena des Widerstands und eine Plattform, um den Kampf anzunehmen. Es wird die Teilnahme zahlreicher feministischer und Frauenorganisationen, Künstlerinnen und zivilgesellschaftlicher Initiativen sowie kurdischer Frauen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden erwartet.

„Wir können Veränderungen bewirken und der Gesellschaft den Weg weisen”

In der Erklärung der YJK-E heißt es: „In diesem Jahr veranstalten wir das 19. Zîlan-Frauenfestival in einer Atmosphäre, die weitaus bedeutungsvoller, wichtiger und anders ist als in den Vorjahren.

Eine Revolution im Denken zu entwickeln und sie zu einer Lebensweise zu machen, die für die Schaffung einer demokratischen Gesellschaft notwendig ist, kann nur mit der Voreiterinnenschaft von uns Frauen erreicht werden. Wir Frauen sind uns bewusst, dass wir, beginnend bei uns selbst, Veränderungen bewirken und der Gesellschaft den Weg weisen können.“

Kunst, Kampf und Solidarität der Frauen

Künstlerinnen wie Chopy, Berfin Mamedova, Baran Bozyel, Binevş Cizirî, Sosin, Nuarin, Özgür Işık und Zine Botanî werden auf dem Festival auftreten. Darüber hinaus werden Hunera Mizgin und die Kindergruppe Zarok Ma zusammen mit Dengbêj-Frauen auftreten.

Die Veranstaltung bietet nicht nur Musik, sondern auch Stände, die die Arbeit von Frauen widerspiegeln, Vorträge von Frauenorganisationen und verschiedene künstlerische Darbietungen.

Aufruf zu starker Beteiligung

Der YJK-E rief alle Frauen, Mütter und jungen Frauen, die in Deutschland, Belgien und den Niederlanden leben, dazu auf, sich am 21. Juni in Leverkusen in bunten Trachten zu versammeln.

„Lasst uns am 21. Juni in Leverkusen zusammenkommen. Lasst uns für die Arbeit von Zîlan und Tausenden von jungen Menschen, die sich für uns geopfert haben, und für die im Namen der Freiheit errungenen Werte eintreten und die Errungenschaften der Frauen verteidigen.“

Zîlan-Frauenfestival: Kurdische Tradition seit 2004

Das erste Zîlan-Frauenfestival hat 2004 unter dem Motto „Frauen überschreiten Grenzen“ in Gelsenkirchen stattgefunden. Im Jahr danach widmete die Frauenbewegung das Festival den Internationalistinnen Uta Schneiderbanger (Nûdem) und Ekin Ceren Doğruak (Amara), die am 31. Mai 2005 bei einem Autounfall in Südkurdistan ums Leben gekommen sind. In den folgenden Jahren standen zentrale Themen der Frauenbewegung im Mittelpunkt, so etwa der Kampf gegen den herrschenden Ehrbegriff („Wir sind niemandes Ehre, unsere Ehre ist unsere Freiheit!“) und gegen Feminizid („Frauen sind Leben, töte nicht das Leben!“) im Mittelpunkt.

2013 erklärten Tausende Frauen ihre Entschlossenheit, den Kampf der vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Leyla Şaylemez (Ronahî) und Fidan Doğan (Rojbîn) fortzusetzen. Weitere Festivals wurden den kämpfenden Frauen in Kobanê und Şengal gewidmet. Nach der türkischen Invasion in Efrîn lautete 2018 das Motto: „Efrîn verteidigen bedeutet die Frauenrevolution zu verteidigen“. 2019 fand das Festival unter dem Motto „Frauenwiderstand befreit“ statt. Nach zwei Jahren „Corona-Pause“ stand das Festival 2022 in Frankfurt unter der Devise „Wehr dich! Organisiere dich! Lebe deine Freiheit!“. 

Dann widmete die kurdische Frauenbewegung ihr Festival unter dem Motto „Von Kurdistan in die Welt: Jin Jiyan Azadî!“ der Kurdin Evîn Goyî (Emine Kara), die am 23. Dezember 2022 in Paris ermordet wurde. Im vergangenen Jahr lautete die Losung des traditionsreichen Festivals „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“. Die Veranstalterinnen brachten Frauen aus den vier Landesteilen Kurdistans in Duisburg zusammen, um gemeinsam die Stärke für einen neuen Aufbruch im weltweiten Frauenbefreiungskampf zu gewinnen.