Wan: Armenische Kirche mit Moschee verbaut

Vor dem Genozid hat in Wan eine große armenische Bevölkerung gelebt. Davon zeugen noch etliche Kirchen in der Region. Die Kirchenruinen verfallen. Nun wird direkt vor dem Varag-Kloster und der Kevork-Kirche eine Moschee errichtet.

In der nordkurdischen Provinz Wan (Van) lebten vor dem Genozid viele Armenier*innen und prägten das kulturelle Leben. Die armenische Geschichte spiegelt sich immer noch in Kultur und Handwerk, aber vor allem in den über 100 Kirchen und Kirchenruinen in der Region wider. Die AKP-Regierung vernachlässigt nicht nur die Hinterlassenschaften, sondern befördert die Zerstörung der historisch, kulturell und spirituell bedeutsamen Orte. So ließ die AKP-Regierung einen armenischen Friedhof in Wan-Êrdmed (Edremit) planieren und eine öffentliche Toilette darauf errichten. In den vergangenen Jahren wurden die meisten Kirchen zerstört. Viele von ihnen wurden zu Ställen umgebaut. Auch die übrigen armenischen Kirchen sind von der vollständigen Vernichtung bedroht. Die wichtigsten noch sichtbaren Kirchen sind Axtamar, die Kirche des Heiligen Bartholomäus und das Varag-Kloster. Allein Axtamar wurde aufgrund des internationalen Drucks teilrestauriert.

Das Varag-Kloster ist aufgrund der Vernachlässigung akut von Einsturz bedroht. In dem Kloster befand sich 1858 eine Druckerei, in der eine Zeitung für die armenische Unabhängigkeit hergestellt wurde. Der Blick auf das Kloster wird mittlerweile sogar durch den Neubau einer Moschee versperrt.

Kirche des heiligen Bartholomäus Militärstützpunkt

Das Mutter-Maria-Kloster und die Surp-Kevork-Kirche sind fast verschwunden. In dem Dorf Engîl (türk. Dönemeç) lebten vor dem Genozid 678 Armenier*innen. Obwohl die Kirche bis in die 90er Jahre stand, ist mittlerweile nur noch eine Mauer übrig. Direkt neben der Kirche wurde nun eine Moschee errichtet. Regierungsvertreter behaupten, die Kirche sei bei einem Erdbeben eingestürzt. Das Innere der Kirche und ihre Umgebung ist durch Raubgrabungen verwüstet worden.

Im Kreis Elbak (Başkale) befindet sich eine der wichtigsten Kirchen von Wan, das Kloster des Heiligen Bartholomäus. Das Kloster aus dem 13. Jahrhundert wartet seit Dekaden auf seine Renovierung und zerfällt immer weiter. In den 90er Jahren war die Kirche in einen Militärstützpunkt umgewandelt worden. 2013 zog der Albayrak-Stützpunkt um. Seitdem verfällt das Gebäude.

Die Ktuts-Kirche wurde im 9. Jahrhundert erbaut und liegt auf der Insel Ktuts (türk. Çarpanak) im Wan-See. Auch sie steht, wie viele andere auch, vor dem Einsturz.

Ardzvaper-Kloster von Raubgräbern zerstört

Im Landkreis Erdîş (türk Erçiş) in Wan befindet sich das Kloster Ardsvaper. Das Kloster ist durch Raubgräber schwer beschädigt worden.

Was jetzt mit der Hagia Sophia geschieht, ist nichts Neues

Ali Kalçık aus Wan sagt: „In Wan werden vor den Kirchen Moscheen gebaut oder die Kirchen werden als Militärstützpunkte genutzt. In diesem Sinne ist das, was mit der Hagia Sophia in Istanbul passiert, nichts Neues. Wir haben uns deswegen bereits vor Jahren an die Provinzkulturbehörde gewandt und betont, dass dies unsere Geschichte, unsere Vergangenheit sei. Aber leider ist nichts passiert. In Wan verlieren wir die Kirchen, die unser Kulturerbe darstellen.“