Wan: Armenische Geschichte dem Verfall überlassen
Der armenische Friedhof auf der Insel Akhtamar und die historischen armenischen Häuser verfallen, obwohl sie angeblich unter Schutz stehen.
Die Insel Akhtamar bei Wan stellt eine der berühmtesten historischen Hinterlassenschaften der ermordeten armenischen Bevölkerung des osmanischen Reiches dar. Auf der Insel befinden sich neben der historischen Kirche Überreste einer Siedlung und ein historischer Friedhof. Im Jahr 900 befand sich die Residenz des armenischen Herrschers Gagik I. des mittelalterlichen Reiches Vaspurakan auf der Insel Akhtamar. Neben der Kirche ließ er eine Siedlung, einen Palast, einen Markt und einen Hafen errichten. Ab 1021 musste sich das armenische Königreich Byzanz unterwerfen, um sich vor den Einfällen oghusisch-türkischer Stämme zu schützen. Als Residenzstadt spielte die Insel Akhtamar auch unter byzantinischer Herrschaft ab dem 11. Jahrhundert bis ins 16. Jahrhundert hinein eine wichtige Rolle. Die Stadt Akhtamar wurde 1535 im Osmanisch-Iranischen Krieg zerstört.
Mit dem Armenier-Genozid wurde die Insel entvölkert
Trotz der Zerstörung der Stadt im 16. Jahrhundert blieb Akhtamar besiedelt. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten dort immer noch 300 Mönche. Durch den armenischen Genozid 1915 wurde Insel entvölkert. Palast, Siedlung, Markt und Hafen wurden abgerissen und der Friedhof verwüstet. Aufgrund der Bedeutung und der Schönheit des Ortes kommen jedes Jahr Zehntausende Touristen aus dem Ausland nach Akhtamar und besuchen die Kirche und die historischen Überreste. Die Eintrittspreise für Touristen und die Bevölkerung sind hoch, doch bis heute wurde keine Investition getätigt, um die Insel zu schützen oder zu restaurieren.
Besucher der Insel sagten gegenüber ANF: „Die Insel Akhtamar ist ein wunderbarer Ort. Sowohl die Natur als auch die Geschichte hier sind sehr schön. Das macht einen traurig. Diesem herrlichen Platz wird leider nicht die nötige Bedeutung beigemessen. Die Mehrheit der historischen Strukturen auf der Insel sind verschwunden. Die übrig gebliebenen Bauten sind in einem miserablen Zustand. Insbesondere ein großer Teil des armenischen Friedhofs ist zerstört und eingerissen. Obwohl sich die Insel unter Schutz befindet, ist hier bis heute nichts passiert. Von den Besuchern wird viel Geld verlangt, aber gemacht wird hier nichts.“
