Türkischer Staat lässt Gräber von Guerillakämpfern zerstören
Die Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte auf Gräber von Guerillakämpfer*innen nehmen trotz Corona-Pandemie immer weiter zu.
Die Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte auf Gräber von Guerillakämpfer*innen nehmen trotz Corona-Pandemie immer weiter zu.
Die türkischen Behörden gehen systematisch gegen Gräber von Guerillakämpfer*innen vor. So wurden die Angehörigen von gefallenen Kämpfer*innen in Farqîn (Silvan) zur Kommandantur der Militärpolizei (Jandarma) bestellt und aufgefordert, die Buchstaben „Q, W und X“ von den Grabsteinen ihrer Angehörigen zu entfernen. Diese Buchstaben kommen nicht im türkischen, aber im kurdischen Alphabet vor. Der Kommandant der Militärpolizei erklärte, dass nur der türkische Name auf den Grabsteinen stehen dürfe. In einigen Fällen kam es zu Übergriffen von Seiten der Polizei, als die Angehörigen diese Forderung zurückwiesen. Der Kommandant hat nach Aussage der Familien erklärt: „Ihr werdet die Grabsteine zerbrechen. Sonst werden wir die Gräber öffnen und entfernen. Anschließend macht ihr ein Foto und schickt es uns.“
Gleiches Vorgehen in Wan
Zu ähnlichen Vorgängen kommt es seit einiger Zeit auch in der Provinz Wan (Van). Soldaten der türkischen Armee kontrollieren in Begleitung von Ortsvorstehern Friedhöfe nach Guerillagräbern. Werden sie fündig, werden zunächst Fahnen oder grün-gelb-rote Symbole entfernt. Anschließend werden die Familien aufgesucht, denen dann „nahegelegt” wird, dergleichen nicht zu wiederholen. Grabsteine, auf denen die Bezeichnung „Şehîd“ (kurdisch für Gefallene/r) oder der Codename der Kämpfer*innen steht oder kurdische Symbole abgebildet sind, werden gleich mitgenommen und vor den Augen der Angehörigen zerbrochen. Oder aber die Angehörigen werden zum Friedhof gerufen. Der jüngste Vorfall dieser Art ereignete sich vor einer Woche im Landkreis Erdîş (Erciş). Dort wurden zwei Grabsteine mutwillig von Soldaten der türkischen Armee zerstört – im Beisein der Familien der Gefallenen.
Gräber werden systematisch angegriffen
Das Vorgehen gegen das Andenken an die Gefallenen ist integraler Bestandteil der psychologischen Kriegsführung gegen den kurdischen Widerstand. Diese Form der Angriffe gewann insbesondere unter der Herrschaft der AKP ein vorher nicht dagewesenes Ausmaß. Guerillafriedhöfe wurden systematisch zum Angriffsziel. Hunderte Leichen wurden sogar verschleppt und an unbekannten Orten vergraben.