Türkische Armee auf Vernichtungsfeldzug gegen Guerillagräber

In Wan geht die türkische Armee seit jüngstem gezielt gegen Gräber von Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung vor. In der gesamten Provinz ist das Militär auf der Suche nach Grabsteinen mit kurdischen Motiven, die dann mutwillig zerstört werden.

Wie tief der Hass gegen die kurdische Befreiungsbewegung beim türkischen Staat verankert ist, zeigt sich diese Tage in Wan (türk. Van). Seit Mittwoch klappert die türkische Armee in allen zwölf Landkreisen der Provinz die Friedhöfe auf der Suche nach Gräbern von gefallenen Guerillakämpfer*innen ab. Wird sie fündig, werden zunächst angebrachte Fahnen oder Tücher beschlagnahmt. Anschließend werden die Familien aufgesucht, denen dann „nahegelegt” wird, dergleichen nicht zu wiederholen. Grabsteine, auf denen die Bezeichnung „Şehîd“ (kurdisch für Gefallene/r) oder der Codename der Kämpfer*innen steht oder kurdische Symbole abgebildet sind, werden gleich mitgenommen und vor den Augen der Angehörigen zerbrochen. Oder aber die Angehörigen werden zum Friedhof gerufen. So geht es natürlich noch einfacher.

Der jüngste Vorfall dieser Art ereignete sich am Freitag in Erdîş (Erciş). Dort wurden zwei Grabsteine mutwillig von Soldaten der türkischen Armee zerstört – im Beisein der Familien der Gefallenen. Nach Angaben eines Bewohners, der anonym bleiben will, werden Ortsvorsteher zur Kooperation gezwungen. Soldaten hätten geäußert, dass es sich bei der Maßnahme um eine staatliche Anordnung handele. Alle Grabsteine von Gefallenen würden zerstört, sollten sie nicht ins nationalistische Bild passen.

Krieg gegen die Toten der Freiheitsbewegung 

Methoden wie diese werden nicht zum ersten Mal angewandt. In Nordkurdistan werden Guerillagräber systematisch vom türkischen Staat zerstört. In den letzten Jahren sind Dutzende Friedhöfe angegriffen und verwüstet worden, in diversen Fällen wurden sogar Leichen exhumiert und verschleppt. Bei diesem Vorgehen handelt es sich um Kriegsverbrechen. Auch Beerdigungen gefallener Kämpfer*innen oder politischer Gefangener sind der Regierung ein Dorn im Auge.