Türkische Soldaten haben auf der Internetplattform Twitter Fotos veröffentlicht, auf denen Uniformierte an den Leichen von getöteten Guerillakämpfer*innen posieren. Die Bilder stammen der Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA) zufolge aus der nordkurdischen Provinz Dersim. Dort läuft seit rund einer Woche eine luftunterstützte Militäroperation der türkischen Armee. Im Rahmen der Operation ist es bereits zu einzelnen Gefechten zwischen Militäreinheiten und Kämpfer*innen der kurdischen Guerilla gekommen, die zum Tod mehrerer HPG-Mitglieder führten.
Die nun in den sozialen Medien veröffentlichten Bilder aus Dersim verdeutlichen ein weiteres Mal, dass Praktiken der psychologischen Kriegsführung aus den 1990er Jahren, bei denen Soldaten mit abgeschnitten Köpfen von Guerillakämpfer*innen posierten, nicht der Vergangenheit angehören. Auch bei dem jüngsten Fall handelt es sich gemäß internationalem Kriegsrecht wie auch nach dem Völkerstrafgesetzbuch der Bundesrepublik um ein Kriegsverbrechen. Das Recht auf Achtung der Gefallenen findet sich auch im ersten Zusatzprotokoll zum Genfer Abkommen.
Doch türkische Soldaten begehen immer wieder Kriegsverbrechen wie diese und machen sich bereits seit Jahren einer entwürdigenden Behandlung der Getöteten schuldig. Zurschaustellung durch Bilder und deren Verbreitung stellen zudem einen Verstoß gegen die Menschenwürde dar. Genau das ist in Dersim wieder geschehen. Da sich die Bilder im Kurznachrichtendienst Twitter befinden, ist die Handlung auch vorsätzlich begangen worden. Die Identität der Täter, die die Fotos veranlasst und ins Internet gestellt haben, ist nicht bekannt, ließe sich allerdings leicht ermitteln. Eine Person, die die Bilder unter anderem verbreitete, ist Sibel Şengül aus dem Vorstand des Provinzverbands der ultranationalistischen Partei MHP in der westtürkischen Stadt Eskişehir. Sie teilte die Bilder mit dem Kommentar: „Die Kadaver von Tunceli (türkisch für Dersim). Die türkischen Streitkräfte (TSK) verteilen Gerechtigkeit“.