NPG an Friedensdelegation: Die Menschlichkeit lebt!

Die Kommandantur des Volksverteidigungszentrums hat eine Botschaft an die #Delegation4Peace veröffentlicht, in der sie ihre Gesprächsbereitschaft bekräftigt und die Initiative #DefendKurdistan als Beweis der Menschlichkeit bewertet.

Die Kommandantur des Hauptquartiers des Volksverteidigungszentrums (Navenda Parastina Gel, NPG) hat eine Botschaft an die Friedensdelegation in Südkurdistan veröffentlicht, die am Montag in Hewlêr (Erbil) die internationale Initiative „DEFEND KURDISTAN – gegen die türkische Besatzung!" ausgerufen hat.

In der Erklärung heißt es: „In dieser so wichtigen historischen Phase schweben dunkle Wolken über der Zukunft des kurdischen Volkes. Ihr habt diese Gefahr erkannt und alle Risiken auf euch genommen, um nach Südkurdistan zu gelangen – also dorthin, wo die Gefahr derzeit am größten ist. Vor Ort habt Ihr zahlreiche Protestaktionen und Veranstaltungen organisiert und die Initiative ,Defend Kurdistan` ins Leben gerufen. Wir betrachten all dies als sehr wertvoll und messen dem eine große menschliche Bedeutung bei. Im Namen der Freiheitsguerilla Kurdistans möchten wir Euch daher zu Eurer ehrenvollen Haltung beglückwünschen und Euch voll revolutionärem Enthusiasmus respektvoll grüßen.

Ein wichtiger Akt der Solidarität“

Aus insgesamt vierzehn verschiedenen europäischen Ländern seid Ihr als Internationalistinnen und Internationalisten, die einen Kampf für Recht, Gerechtigkeit und Menschenrechte führen, mit Patriotinnen und Patrioten aus allen vier Teilen Kurdistans zusammen gekommen und habt diese Initiative gestartet. Dieser Schritt ist für unser Volk und die demokratischen Kräfte in der Region sehr bedeutungsvoll und wertvoll. Eure Initiative ist der schönste Beweis dafür, dass die Menschlichkeit lebt und menschliches Gewissen existiert. Eure Entscheidung, nach Kurdistan und auch direkt in die von den aktuellen Problemen gebeutelten Kriegsgebiete zu reisen, gibt allen Menschen aus Kurdistan, deren Herz für den Freiheitskampf schlägt, und der gesamten Freiheitsguerilla viel Kraft und Motivation und ist zugleich ein wichtiger Akt der Solidarität.

Das kurdische Volk ist auch heute noch ein unterdrücktes, all seiner Rechte beraubtes Volk im Mittleren Osten. Mit Eurer solidarischen Initiative übernehmt Ihr Verantwortung für das kurdische Volk und bemüht Euch darum, einen innerkurdischen Konflikt zu verhindern. In diesem Rahmen traten Euch bei der Einreise nach Südkurdistan die verantwortlichen Stellen mit einer Haltung entgegen, die in keinster Weise mit der gastfreundlichen Tradition unseres Volkes vereinbar ist. Diesen Umstand bedauern wir sehr. Wir möchten uns deshalb an dieser Stelle für Eure in diesem Zusammenhang gemachten Erlebnisse entschuldigen. Bitte seid Euch stets bewusst darüber, dass sich so wertvolle Menschen wie Ihr, die sich unabhängig für das Volk Kurdistans und Werte wie Frieden, Demokratie und Freiheit einsetzen, immer der großen Dankbarkeit und des Respekts unseres Volkes sicher sein können.

Liebe Freundinnen und Freunde, Genossinnen und Genossen!

Die Zukunft des Volkes Kurdistans ist mit sehr großen Gefahren konfrontiert. Seit 2015 haben sich in der Türkei alle rassistischen, chauvinistischen und mörderischen Adern des türkischen Staates vereint. Das Ergebnis ist die seither regierende Koalition aus AKP, MHP und Ergenekon. Es gibt nur ein einziges Thema, dass diese drei Kräfte miteinander verbindet: die Feindschaft gegenüber allen Kurdinnen und Kurden und die Umsetzung der Völkermordpolitik in Kurdistan. Mit diesem Ziel führt die türkische Regierung einen umfassenden Krieg gegen die Existenz und die Errungenschaften unseres Volkes. Dieses faschistische Bandenregime genießt heute die Unterstützung all der Kräfte, die in der Vergangenheit das internationale Komplott gegen unseren Vorsitzenden organisiert haben. Um sein Ziel zu erreichen, setzt das Regime massiv Gewalt und Staatsterror gegen unsere Genossinnen und Genossen in den Gefängnissen – insbesondere auf der Gefängnisinsel Imrali -, gegen unser Volk und alle demokratischen politischen Kräfte ein. Der türkische Staat nutzt all seine technischen Vernichtungsmittel und auch chemische Waffen, um unsere Guerilla-Kräfte – die Verteidigungskraft unserer Gesellschaft – zu zerschlagen und sein Ziel endgültig zu erreichen.

Die Festung von innen heraus erobern“

In diesem Krieg, der mit völlig ungleichen Mitteln geführt wird, gelingt es dem türkischen Staat angesichts des legitimen und entschlossenen Widerstandes unseres Volkes und dessen Verteidigungskräften nicht, Ergebnisse zu erzielen. Das faschistische und völkermörderische türkische Regime begann am 23. April mit umfassenden Angriffen auf Südkurdistan, die auf die Besatzung der Region abzielen. Doch stößt es seither auf den einzigartigen Widerstand unserer Guerilla-Kräfte und ist daher ins Stocken geraten. Um diese Lage zu überwinden, versucht das türkische Regime aktuell einen innerkurdischen Konflikt zu provozieren. Das entspricht der Taktik, die Festung von innen heraus zu erobern. Durch die Vernichtung der Freiheitsguerilla Kurdistans möchte das faschistische, völkermörderische türkische Regime sowohl Südkurdistan vollständig besetzen als auch das faschistische Regime in der Türkei auf lange Sicht stabilisieren. Sein Ziel ist es, im Rahmen seiner neo-osmanischen Träume zu einer Regionalmacht zu werden. Dabei setzt das faschistische Regime auch auf die von ihm organisierten Banden von al-Qaida und IS. Erreicht es seine Ziele, wird es mit aller Sicherheit zu einer noch größeren Gefahr für die Völker des Mittleren Ostens und Europas werden. Deshalb hat der Kampf der Guerilla gegen den faschistischen türkischen Staat nicht nur eine große Bedeutung für das Überleben und die Freiheit des kurdischen Volkes, sondern auch für die demokratische Zukunft aller Völker der Region und aller befreundeten Völker dieser Welt.

Liebe Freundinnen und Freunde!

Unser Kampf ist im Grunde genommen ein Kampf für die Existenz und Freiheit des kurdischen Volkes. Wir möchten als Volk in unserer Heimat wie Menschen leben können. Wir möchten als Gesellschaft auf gleichberechtigte, freie, demokratische und zeitgemäße Art und Weise leben. Mit diesem Ziel haben wir uns auf Basis des von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] entwickelten Paradigmas als Frauen und Männer organisiert und eine Selbstverteidigungskraft gegen den Terror des türkischen Staates aufgebaut. Wir leisten derzeit einen überlebenswichtigen und historischen Widerstand gegen eine Struktur aus Armee und islamistischen Söldnern und ein brutales faschistisches Regime, das über die modernste Kriegstechnik verfügt.

Innerkurdischer Krieg wäre eine Katastrophe“

Als solch eine Verteidigungskraft nur fünf Kilometer hinter der aktuell verlaufenden Front einen Krieg mit einer weiteren Kraft [PDK] zu beginnen, ist für uns schlichtweg undenkbar. Eine derartige Entscheidung wäre zudem vollkommen unlogisch. Insbesondere in der derzeitigen Phase betrachten wir einen innerkurdischen Krieg als eine Katastrophe. Leider sorgt die aktuelle Stationierung anderer Kräfte in der Region dafür, dass es jederzeit zu solch einem Krieg kommen kann. In einer Epoche, in der selbst die schwierigsten Probleme durch einen Dialog gelöst werden können, würde ein innerkurdischer Krieg für ein armes und unterdrücktes Volk wie uns nichts anderes als Rückständigkeit und Primitivität darstellen.

Deshalb sind wir als PKK und als Selbstverteidigungskräfte unseres Volkes fest davon überzeugt, dass alle Probleme durch Gespräche miteinander gelöst werden müssen. Es gibt kein Problem, dass nicht durch einen innerkurdischen Dialog gelöst werden kann. Das bedeutet, dass auch zwischen der PDK und uns keine unlösbaren Probleme existieren. Das einzige Problem stellt in diesen Zusammenhang die aggressive Haltung des faschistischen türkischen Kolonialismus, die zwischen den Kurdinnen und Kurden gestiftete Unruhe und die falsche Politik der PDK dar. Deshalb sind wir sehr offen dafür, auf der Grundlage nationaler und demokratischer Werte alle unsere Probleme durch Gespräche zu lösen und damit die boshaften Umtriebe des türkischen Staates ins Leere laufen zu lassen.

Wir sind zu Gesprächen bereit“

In diesem Zusammenhang möchten wir allen patriotisch-demokratischen Institutionen, internationalen zivilgesellschaftlichen Kreisen und Euch wertvollen Freundinnen und Freunden mitteilen, dass wir bereit sind, jegliche Anstrengungen zu unternehmen, welche die zur Vermittlung bereiten Freundinnen und Freunde von uns erwarten. Es stellt für uns kein Problem dar, für die Lösung aller Probleme auf Gespräche und eine faire Haltung zu setzen.

Wir sind fest davon überzeugt, dass wir nur auf dieser Grundlage und durch nationale und gesellschaftliche Einheit eine freie Zukunft in unserem Land aufbauen können, die der Freiheit von Frauen und demokratischen Werten verbunden ist. Und wir glauben fest daran, dass die Beiträge von Freundinnen und Freunden wie Euch einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Eure klare Haltung und die Initiative ,Defend Kurdistan`, die Ihr hier in Kurdistan gestartet habt, sind daher ein unbeschreiblich wertvoller Akt der Solidarität. Wir haben keinen Zweifel daran, dass Eure Initiative gegen die Besatzung durch den kolonialistischen türkischen Staat und Eure Anstrengungen für einen innerkurdischen Dialog und Frieden zu sehr wichtigen Ergebnissen im Namen von Freiheit und Demokratie führen werden. Wir möchten noch einmal zum Ausdruck bringen, dass wir Eure Anstrengungen als Mitglieder der Initiative ,Defend Kurdistan` begrüßen und Euch dafür beglückwünschen. Wir wünschen Euch viel Erfolg für diese äußerst wichtige Arbeit.

Mit Respekt und vielen Grüßen, NPG-Zentralkommandantur, 18. Juni 2021“